Sommer, Sonne, Badespaß – und vor allem Lesezeit. Was mir das ganze Jahr über nie so gut gelingt wie in den Sommerferien ist das Versinken zwischen den Zeilen, das Abtauchen in andere Welten, das Abschalten vom Hier und Jetzt. Nicht, dass ich sonst keine Bücher lesen würde. Aber auf der schattigen Liege, ganz ohne Termine und Verpflichtungen erlaube ich mir luftig-leichte literarische Schonkost – und schon nach ein paar Zeilen nehme ich kaum mehr etwas von meiner Umwelt wahr. Eine unsichtbare Wand rund um mich lässt weder Klingeltöne noch Musik und schon gar keine Fragen meiner Lieben zu mir durchdringen. Nur wenn es die Spannung zulässt und die Hitze erforderlich macht, pausiere ich kurz und schwimme eine Runde. Ansonsten bin ich gar nicht da, sondern fahre mit einem Vaporetto auf dem Canale Grande durch Venedig. Oder ich verbringe turbulente Wochen in einer Wohngemeinschaft in Paris. Bei meiner Lektüre mache ich weder vor der unerträglichen Hitze auf den staubigen Straßen von Sizilien noch vor kalten und einsamen Gegenden in Schweden Halt. Da ist es doch gut, wenn Mann und Sohn nicht nur den Weg zum Kühlschrank kennen, sodern aus dem Inhalt auch ein köstliches Essen zubereiten können. Dafür lass ich mich sogar überreden, kurz aus Südamerika an den heimatlichen Tisch zurückzukehren.