Aus den USA und Italien, aus Berlin, Bayern und ganz Österreich – der Todestag von Franz Jägerstätter am 9. August führt jährlich Menschen aus allen Himmelsrichtungen nach St. Radegund, in sein Heimatdorf.
Ausgabe: 2016/33, Franz Jägerstätter, Gedenken, St. Radegund
16.08.2016 - Josef Wallner
„Seliger Franz, stärke unseren Rücken, damit wir nicht einknicken und krumm gehen. Danke für Dein Vorbild“, hat Franz G. aus Bayern ins Fürbittbuch geschrieben, das im Kirchenvorraum von St. Radegund aufliegt. Mit Datum vom 9. August 2016. Franz G. gehörte zu jenen Dutzenden Frauen und Männern, die zu „Inspiration Jägerstätter“ gekommen waren – einen Studien-Halbtag, der heuer im Zeichen der aktuellen Flüchtlingsdebatte stand, und zu dem eine Gebetsfeier zur Todesstunde Jägerstätters um 16 Uhr in St. Radegund und eine abendliche Messfeier gehörten.
Am Scheideweg
„Ich sehe eine starke Verbindung zwischen der damaligen Verpflichtung zum Widerstand, die Franz Jägerstätter, dem Bozener Josef Mayr-Nusser und anderen das Leben gekostet hat, und der Notwendigkeit nach einem neuen Widerstand des Gewissens“, sagte Gina Abbate. Die pensionierte Gymnasiallehrerin aus Meran hatte sich 2005 um den afghanischen Flüchtling Alidad Shiri angenommen. Mit vierzehn Jahren hatte er nach einer mehr als zweijährigen Odyssee Italien erreicht. Heute ist aus dem traumatisierten Jungen ein selbstbewusster Mann geworden, der an der Uni in Trient studiert. Aus der Sicht Abbates steht die Gesellschaft an einem Scheideweg. „Entweder wir leben menschlich und gläubig im Sinn des Evangeliums oder wir verraten unsere Menschlichkeit“, so Abbate und ermutigte die Zuhörer/innen: „Die Entscheidung für eine freundliche Aufnahme wird ein Segen für uns alle sein.“