Im Internet weiß jetzt ein Online-Anbieter eine Marktlücke zu stopfen. Er vermittelt – gegen Gebühr versteht sich – Demonstranten. Wir leben eben in einer käuflichen Zeit. Das ist praktisch: Man muss nicht mehr selbst für etwas eintreten, man lässt eintreten. Ist ja auch ziemlich beschwerlich, bei Wind und Wetter vor die Tür der Macht zu treten. Es kostet zudem so viel Zeit, sich für das Zeit zu nehmen, was einem wichtig ist. Dabei könnte man zudem versäumen, was einem noch wichtiger ist – Geld, Karriere, „der Händedruck eines Fürsten und das Lächeln einer schönen Frau“ wie Weislingen in „Götz von Berlichingen“. Auch kann ein Einzelner gleich mehrfach eintreten und auftreten lassen. Alleine brächte er nur zwei Hände und zwei Füße zusammen, durch die Demonstrationsvermittlung kann er sich zu einer Hundertschaft klonen. So bekommt seine Position Gewicht. – Es kann einem angst und bang werden, wohin unsere Gesellschaft geht, wenn es immer weniger der Mühe wert finden, selbst für etwas öffentlich einzutreten. – Wann werden die ersten Wähler vermittelt?Denken wir die Demonstranten-Vermietung weiter: Denken wir uns eine Demonstration gegen den Demonstranten-Verleih, zu der lauter Leih-Demonstranten aufmarschieren!