Die Apostelgeschichte führt uns vor Augen, dass Glaube nur dann lebendig sein kann, wenn er auf ein Fundament guter Gemeinschaft aufbaut, in der viele Gläubige ihre Gaben einbringen. Diesen Gedanken greift die Pfarre Kappl in ihrem Schreiben an Papst Benedikt auf.
Kappl liegt im Paznaun und ist geprägt vom Wintertourismus. Man findet dort keine riesigen Hotelburgen. Kappl hat seinen ursprünglichen, idyllischen Dorfcharakter weitgehend behalten. Der Pfarrer von Kappl hat 2005 auch die Pfarre Langesthei zur Betreuung bekommen. Dies erforderte Umstellungen: Durch den Zusammenschluss der beiden Pfarren musste Kappl auf einen Gottesdienst verzichten. So entwickelte sich eine neue Idee: „Wir vereinbarten, einmal im Monat einen Wortgottesdienst für Familien und Kinder anzubieten“, berichtet Bruno Scharler. „Sechs Personen aus dem Kreis der Lektoren und Kommunionhelfer stellten sich zur Verfügung. Obwohl die Arbeit jedes Mal etliche Zeit kostet, macht sie uns Freude. Wir versuchen neue Ideen wie das Ausschenken von Kinderpunsch nach dem Wortgottesdienst mutig umzusetzen, weil wir spüren, dass neue Aktionen allen gut tun.“
Verbindungen schaffen. Da Kappl aus über 90 Weilern besteht, die bis zu 15 km voneinander entfernt sind, und Langesthei nochmals 250 m höher liegt, ist die Kommunikation nicht ganz einfach. Pfarrer Gerhard Haas legt sehr viel Wert auf Aktionen, die Verbindungen herstellen. So hebt er auch die Sternsingeraktion hervor: „Durch die Sternsingeraktion ist es der Pfarre Kappl möglich, die Familien miteinander zu verbinden. Die Sternsingeraktion unserer Kirche ist einmalig, keine andere gesellschaftliche Einrichtung bringt es zustande, alle Haushalte in Österreich zu besuchen.“ In Sachen Jugend haben sich Pfarre und Gemeinde arrangiert und zusammen ein Jugendheim geschaffen. Daneben wird auch versucht, eine Vernetzung mit sozialen Diensten herzustellen. Der Sozialausschuss der Pfarre arbeitet eng mit dem Pflegeverein Kappl zusammen. Hieraus ist der Arbeitskreis „Dienst am Menschen“ entstanden. Gläubige aus der Pfarre besuchen regelmäßig das Pflegeheim in Grins. Von der Pfarre mitfinanziert wird auch der Sozialtopf der Gemeinde, der Menschen in Not Zuschüsse gewährt.
Alle packen mit an. Um auch in Zukunft eine lebendige Pfarre erhalten zu können, braucht man viele tatkräftige Hände, die mit anpacken. Pfarrgemeinderats-Obfrau Liselotte Kleinheinz kann sich gut daran erinnern, wie das im II. Vatikanischen Konzil formulierte neue Kirchenbild im Laufe ihrer 19-jährigen Tätigkeit im Pfarrgemeinderat schrittweise auch in Kappl umgesetzt wurde: „Laien wurden immer stärker zur Gestaltung in unsere Pfarrgemeinde einbezogen. Männer und Frauen übernehmen heute vielfältige Dienste im sozialen und liturgischen Bereich. Ohne sie ginge es gar nicht mehr!“
Apostelgeschichte heute
Im Herbst 2006 wurden die Pfarrgemeinderäte in Österreich eingeladen, ihre Arbeit der vergangenen Jahre, ihre Zukunftspläne und Hoffnungen als eine Art aktuelle Fortschreibung der Apostelgeschichte zusammenzufassen. Am 7. Februar wurden die Texte aus 656 Pfarren an Papst Benedikt überreicht.
Wörtlich
Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben: Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Al-phäus, und Simon, der Zelot, sowie Judas, der Sohn des Jakobus. Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern.
Diese (Apg 1, 13-14) und weitere Stellen waren Impulse für die Pfarrgemeinderäte, um eine Art aktuelle Fortschreibung der Apostelgeschichte zu verfassen.