Auf nur Belastendes verzichten. Was gut tut, wirklich tun. Mit dem Strukturprozess „Den Wandel gestalten“ hat sich die Katholische Kirche Oberösterreichs für eine Art Fastenkur entschieden. Am 3. März war beim „Diözesanforum“ Zwischenstation.
„Veni sancte Spiritus – Komm, Heiliger Geist.“ Mit diesem Lied stimmten sich die rund 200 Delegierten zum Diözesanforum am Samstag, 3. März im Bildungshaus Schloss Puchberg ein. Auch der „menschliche“ Geist war gefordert, sollten doch die Mitglieder der drei diözesanen Räte ihre Eindrücke zu dem wiedergeben, was in Arbeitsgruppen seit Herbst 2006 an Vorschlägen für den künftigen Weg der Kirche in Oberösterreich erarbeitet wurde. In einer Zeit der Spannung zwischen Realität und Illusionen gelte es, den Sendungsauftrag Jesus Christi für die heutige Zeit zu verwirklichen, gab Bischof Dr. Ludwig Schwarz als Aufgabe vor.
Den Wandel gestalten. Generalvikar Dr. Severin Lederhilger leitet den Strukturprozess. Dieser steht unter dem Titel „Den Wandel gestalten“. „Wir wollen nicht einfach – wie anderswo – vom Ordinariat aus verordnen, was in Zukunft zu gelten hat“, lädt der Generalvikar generell zum Mitgestalten ein. Der Blick gilt dem Zeitraum 2008 bis 2015. Kein Bruch mit der Tradition sei angestrebt, wohl aber ginge es um neue Schwerpunkte. „Das positive Wahrnehmen neuer Potenziale unserer Glaubensgemeinschaft mit Blick auf die Realität soll gefördert und gestärkt werden“, betonte Lederhilger. Dies soll im Rahmen des kirchenrechtlich Möglichen geschehen.
Schwerpunkt 40-Jährige. Die Steuerungsgruppe für den Strukturprozess sieht die veränderte Alterstruktur in der Bevölkerung als eine besonderen Herausforderung an. Eine mit dem Thema „Glaubensverkündigung“ befasste Arbeitsgruppe regt an, die Generation der rund 40-Jährigen besonders in den Blick zu nehmen. Hier bedürfe es eines neuen Zugehens, weil diese Generation ganz anders aufgewachsen wäre. Auch die „Kirchensprache“ bedürfe im Blick auf diese Menschen einer besonderen Prüfung.
Klare Strukturen. Die Organisation der Kirche selbst soll den heutigen Gegebenheiten in der Kirche besser gerecht werden. So wurden Strukturvereinfachungen vorgeschlagen. Die Dekanatsräte und die Pastoralkonferenzen in den Dekanaten könnten zusammengeführt werden. Diskussionen löste der Vorschlag einer „Dekanatssynode“ aus, bei der Hauptamtliche und Laienvertreter in mehrtägigen Beratungen die Seelsorge im jeweiligen Dekanat analysieren und regeln sollten. Auch eine Vereinfachung der diözesanen Leitungsstruktur, etwa zwischen Domkapitel, Bischöflichem Konsistorium und Ordinariatskonferenz, steht in Überlegung.
Bildung. Die kirchliche Bildungslandschaft ist eines der Hauptthemen. Bildungshäuser könnten zu multifunktionellen Kirchenzentren in den Regionen werden – ohne dass dadurch den pfarrlichen Bildungseinrichtungen der Boden entzogen wird. Eine Arbeitsgruppe befasste sich mit der Lebensqualität des Priesterberufes. Wenn Priester unersetzbar sind, müsste der Priesterberuf auch lebbar bleiben, hieß es aus der entsprechenden Arbeitsgruppe. Gerade jüngere Priester machen sich Sorgen, was im Lauf ihres Priesterlebens zu erwarten wäre. Gemeinschaftliche Lebensformen (vita communis) werden dabei ebenso überlegt wie Fragen der gerechten Entlohung. Das Miteinander von Priestern, Diakonen und hauptamtlichen Laien wird gut abzustimmen sein.
Erst in einer weiteren Phase soll die Geld-Frage gestellt werden. Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung rechnet die Diözesanfinanzkammer mit einem etwa gleich bleibenden Kirchenbeitragsaufkommen etwa bis zum Jahr 2015. Dann allerdings dürfte das Geld deutlich knapper werden. Im Strukturprozess muss daher klar werden, was (sich) die Katholische Kirche Oberösterreich weiterhin „leisten“ will.
Nächste Schritte. Bis 25. Mai können kirchliche Einrichtungen, aber auch Einzelpersonen, bei Generalvikar Dr. Lederhilger ihre Vorschläge einbringen. Die Strukturgruppe wird bis gegen Ende des Jahres das künftige Konzept entwickeln. Es werden, meint Lederhilger, „nicht die weltbewegendsten Dinge, sehr wohl aber entscheidende Dinge sein: sachlich empfehlenswert, strategisch vertretbar und kirchenpolitisch durchsetzbar“. „Wir haben noch keine Lösung“, meinte Bischof Dr. Schwarz, aber die Kirche müsse auch in Zukunft „Salz der Erde und Licht der Welt“ sein.