„Die Sozialhilfeverbände müssen wesentlich besser werden im Aufspüren der Armen“, meinte Soziallandesrat Josef Ackerl bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der ARGE Obdachlose.
In den Städten sei – so sehr die Anonymität ein Problem ist – diese ein Grund, dass ein Leben am Rand sichtbarer ist. Im ländlichen Raum, sagte Ackerl, ist die Armut versteckter. Die Sozialarbeit, die bei den Sozialhilfeverbänden anzusiedeln ist, müsse verstärkt werden. Viele kennen auch ihre Ansprüche nicht.
Delogierungsvorsorge. Die ARGE ReWo (regionale Wohnbegleitung) ist die Koordinationsstelle des Delogierungspräventionsmodells des oö. Sozialressorts für das Mühlviertel. Das ReWo-Team nimmt, wenn es dazu eine behördliche Meldung bekommt, zu Betroffenen Kontakt auf und unterstützt sie bei der Wohnungssuche bzw. Existenzsicherung. Durch diese Zusammenarbeit mit den Behörden wurde 2006 insgesamt 30 Haushalten eine Wohnmöglichkeit gesichert bzw. gerettet. „Der Anstieg der Hilfesuchenden im Mühlviertel nach Einführung des Delogierungspräventionsmodells zeigt, dass Wohnungslosigkeit und Armut nicht nur Probleme der Städte sind.“ Die Hilfe vor Ort habe den Bedarf am Land erst sichtbar gemacht, sagte Landesrat Josef Ackerl.
Eigenes Angebot für Frauen. Die ARGE Obdachlose in Linz, vor rund 30 Jahren als ARGE für Nichtsesshafte gegründet, hat im Jahr 2006 etwa 500 Menschen unterstützt. 320 von ihnen wandten sich mit Wohnproblemen an die ARGE. 62 von ihnen wurden mit dem Ziel, wieder eine eigene Wohnung zu finden, aktiv begleitet. Mit der „ARGE Sie“ gibt es ein getrenntes Angebot für Frauen.
Beschäftigung. Die Straßenzeitung „Kupfermuckn“, 1996 gegründet und 1998 mit dem KirchenZeitungs-Solidaritätspreis ausgezeichnet, ist ein Kultur- und Beschäftigungsprojekt. 2006 wurden bei zehn Ausgaben 167.000 Zeitungen gedruckt. In der Redaktion arbeiten 24 Menschen mit, im Verkauf sind es pro Ausgabe etwas über 60. Auch im ARGE Trödlerladen finden Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, fallweise Beschäftigung. Alleine im vergangenen Jahr wurden von ihnen 14.230 Arbeitsstunden im Laden geleistet. Am ersten Arbeitsmarkt fehlen einfache Helfer-Jobs. Die ARGE bemüht sich, den Menschen über die Beschäftigung hinaus eine Teilhabe am kulturellen Leben zu sichern. Eine eigene Theatergruppe ist dafür ein gutes Beispiel.
Verlust von Bindungen. „Gemeinsam ist allen, die zu einer der Einrichtungen der ARGE Obdachlose kommen, dass es kein persönliches Netz oder tragende Bindungen mehr gibt“, sagte der Geschäftsführer der ARGE, Heinz Zauner. Erst wenn der Halt in der Familie oder im Freundeskreis geschwunden ist, landet man in der Wohnungslosenhilfe. Es wird zudem immer schwerer, leistbare Wohnungen zu finden.