Um ein ganzes Jahr stieg zuletzt innerhalb von fünf Jahren die durchschnittliche Lebenserwartung der Männer in Österreich (76 Jahre). Jene der Frauen stieg im Schnitt um etwa sieben Monate auf 82 Jahre. Nur erfreulich – oder eher ein Problem?
Wird sich die Gesellschaft so viele alte Leute überhaupt leisten können? Diese Frage schwingt mit, wenn von „Überalterung“ gesprochen wird. Immer häufiger taucht die Thematik in großen Magazinen auf. Statt von „Überalterung“ zu reden, sollte man viel mehr alte Menschen als „Schatz für die Gesellschaft“ sehen, meint der Leiter des Sozialreferats der Diözese Linz, DDr. Severin Renoldner. „Selbstverständlich ist das finanzierbar“, meint er. Es braucht nur eine nicht bloß am Arbeitseinkommen orientierte Finanzierung der Pensionen. Das ganze Volksvermögen müsse entsprechend verteilt werden. Dazu müsse der Staat auch über jene Mittel verfügen können, die heute der Besteuerung weitgehend entzogen wären.Ältere Menschen bringen enorm viel in die Gesellschaft ein, betont Renoldner. Einerseits als Konsumenten. Sie „investieren“ ihr Geld in ihre Kinder und Enkel. Zunehmend beginnen große Firmen den Erfahrungsschatz der Älteren neu zu entdecken.Renoldner schlägt vor, alte Menschen nicht von dem her zu beurteilen, was sie kosten, sondern sie als eine Bereicherung für die Gesellschaft zu sehen. Einen wichtigen Wechsel der Betrachtungsweise stellt das dar. Er nimmt alten Menschen den Druck, sich „überflüssig“ zu fühlen. Depressionen steigen gerade bei älteren Menschen an, auch die Selbsttötung ist unter Älteren aufgrund mangelnder „Wert-Schätzung“ besonders gestiegen.
Neubeginn in der Pension. Die Tatsache, dass Menschen im Schnitt älter werden, hat massive Auswirkungen auf das Leben im Alter selbst. Familientherapeutin Dr. Astrid Riehl-Emde sieht gerade auf die Menschen im „dritten“ Lebensalter, nämlich die rund 60- bis 80-Jährigen, besondere Herausforderungen zukommen. In diesem Alter erfreuen sich Menschen noch relativ guter Gesundheit – eine aktive Generation, die sehr viel in die Gesellschaft einbringen kann. „Vergessen – vergeben – versöhnen“, das ist die Chance, die alten Menschen noch einmal gegeben ist. Im Schnitt leben nun alte Menschen als Paare deutlich länger zusammen als früher. Auch für Verwitwete stellt sich die Frage einer neuen Beziehung. Die Thematik „Liebe im Alter“ sei daher von höchster Aktualität, wollen Menschen miteinander und nicht nur nebeneinander alt werden.
Zum Thema
Studientag
„Alte Menschen als Schatz für die Gesellschaft“ lautet der Titel eines Studientages im ORF-Zentrum (Europaplatz 3, Linz) am Freitag, 13. April, 16.30 bis 21.30 Uhr. Mit Dr. Astrid Riehl-Emde (Familientherapeutin, Heidelberg), Mag. Christine Mayrhuber (Wirtschaftsforschungsinstitut Wien) und Weihbischof DDr. Helmut Krätzl. Kartren sind in allen Raika-Filialen erhältlich.