Ausgabe: 2007/37, Jägerstätter, Oper, Fortin, Stil, Musik
12.09.2007 - Isabella Unfried
Der Komponist Viktor Fortin ist tief beeindruckt von Franz Jägerstätter. In seinem Werk möchte er die Bewunderung für diesen willensstarken Mann zum Ausdruck bringen. Die Musik soll zu Herzen gehen. Genau wie das Schicksal dieses einfachen Mannes.
Warum haben Sie Franz Jägerstätter als Thema Ihrer Oper gewählt? Ich habe auf der Suche nach einem passenden Opernstoff monatelang vor allem in der Bibel und in Geschichtswerken gesucht. Im Gespräch mit meinem Neffen fiel dann der Name Jägerstätter. Der Film von Axel Corti über Jägerstätter hat mich seinerzeit sehr beeindruckt, daher besorgte ich mir alle Literatur zum Thema, der ich habhaft werden konnte. Ich merkte bald: Das Schicksal dieses einfachen Mannes bietet genug Stoff für eine Oper.
Welchen Stil haben Sie gewählt? Meine Musik soll sowohl ernst als auch zeitgenössisch sein. Daher schreibe ich „klassische“ Musik mit Anklängen populärer Strukturen. Man soll erkennen, dass es ein Werk des 21. Jahrhunderts ist, aber ich habe versucht, „Melodie” hineinzubringen. Ich möchte die Ohren und das Herz der Zuhörer/innen erreichen. Die Musik soll das Geschehen auf verständliche Weise deutlich machen, vertiefen und Perspektiven dazufügen.
Welche Botschaft möchten Sie vermitteln? In meiner Oper geht es um viele Werte, die heute in Frage gestellt sind. Der unbedingte, kompromisslose Glaube an Gott, der zivile Ungehorsam dem übermächtigen Staat gegenüber, und die Bereitschaft für seine Überzeugungen bis zum Äußersten zu gehen sind nur einige Beispiele.
Welche Reaktionen zu Ihrem Werk gab es? Die Begeisterung für das Werk ist groß. Am deutlichsten merke ich das daran, dass sich der Verein „Musicaforte“ gegründet hat. Dieser hat die gesamte Organisation übernommen, die ich allein nie hätte bewältigen können. Ich hoffe, dass mein Werk imstande ist, alle Mitwirkenden und Mitarbeiter/innen für ihre Mühen zu entschädigen. Im Zusammenhang mit der Seligsprechung gibt es auch kritische Stimmen. Ich habe mir persönlich viele Gedanken zu diesem Thema gemacht. Manche der kritischen Stimmen mögen diskussionswürdig sein, sie ändern aber nichts daran, dass Jägerstätter ein außergewöhnliches Schicksal ist, das es wert ist, durch ein Kunstwerk in die Öffentlichkeit getragen zu werden.
Begleitend zur Opernaufführung findet ein Symposion zum Thema Krieg statt. Warum? Die Gesellschaft kann sich nicht genug mit dem Thema Krieg auseinandersetzen. Es findet als Begleitveranstaltung zur Oper ein Symposion zum Thema „Nein zu Krieg im 20. Jahrhundert” statt. Historiker/innen, Männer und Frauen aus Kirche und Gesellschaft nehmen daran teil. Weiters wird die Wanderausstellung „Entfernung von der Gruppe” zu sehen sein. Diese beschäftigt sich mit Kriegsdienstverweigerung und Desertation im Dritten Reich.
Wird die Oper auch in Linz zu hören sein? Am Tag der Seligsprechung, 26. Oktober, wird es voraussichtlich um 17 Uhr im Alten Dom eine Aufführung geben.
- Infos dazu folgen noch. Premiere in Graz: 22.9. 2007, 20 Uhr, Franziskanerkirche Graz. Info: Tel.: 0650/ 9140151, www.musicaforte.at