„Ihr alle seid Seelsorger – helft den Menschen leben.“ Dieser Leitspruch von Altpfarrer Msgr. Johann Bachmair, ist keine leere Phrase in einer Pfarre, in der auch Randgruppen ihren Platz finden. Ein großes Wir-Gefühl kennzeichnet die Pfarre, die vergangenes Wochenende „50 Jahre Kirchweihe“ feierte.
In vielen Pfarre kennt man das. Arme, Benachteiligte und Obdachlose kommen und betteln um ein paar Euro. Anders ist das auch in Wels-Hl. Familie nicht. Seit ca. 15 Jahren geht man hier einen eigenen Weg. Das Sozialprojekt „Team 17“ beschäftigt arbeitswillige Menschen aus sozialen Randgruppen einmal wöchentlich. Rund vier bis fünf Menschen kommen regelmäßig und arbeiten zwei Stunden lang. Gemeinsam mit vier Betreuern werden Sessel und Tische gestellt, geputzt, Sträucher geschnitten, Gras gezupft und bald auch wieder Schnee geschaufelt. Nachdem das Werk vollbracht ist, gibt es den Lohn und eine gemeinsame Jause.
Gebraucht werden. „Es gibt ihnen das Gefühl, gebraucht zu werden und so ein Stück Menschenwürde zurück“, sagt Diakon Hermann Niederhauser, der das Projekt von Anfang an mitbetreut hat. Vorrangiges Ziel ist es nicht, die Menschen zur Veränderung ihres Lebensstils zu bringen und sie zu „missionieren“. Vielmehr geht es darum, sich Zeit für die Menschen zu nehmen, ihnen in der Pfarre Heimat zu geben. „Zuhören ist sehr wichtig, auch wenn man nicht immer direkt helfen kann“, sagt Pfarrsekretärin Erika Bittmann, die die erste Anlaufstelle für alle Hilfesuchenden ist.
Zweckfrei Raum geben. In dem großzügig gebauten Pfarrzentrum hat jede Gruppe ihren eigenen Raum, ob es die „Anonymen Alkoholiker“ sind oder das „Theater im Dachboden“, wo Kinder unter Anleitung einer Theaterpädagogin die Schauspielerei ausprobieren können. Zudem gibt es ein offenes Jugendzentrum, das die jungen Männer und Frauen selbst verwalten. „Uns ist wichtig, dass die junge Generation mit ihren Themen Platz hat und das vor allem zweckfrei“, sagt Pastoralassistentin Sigrun Savoy. Zweckfrei heißt, dass kein Zwang zu Mitarbeit oder zum Messbesuch besteht. „Sie wollen Religiöses, aber nicht unbedingt jeden Sonntag“, weiß Savoy.
Das Wir-Gefühl in der Vogelweide. Neben den vielen Aktivitäten erzählt Mag. Franz Trinkfaß, seit einem Jahr Pfarrer in Wels-Hl. Familie, auch das große Zugehörigkeitsgefühl der Menschen zu den Besonderheiten seiner Gemeinde: „Die Pfarre ist das Einzige in dem Stadtteil, das den Menschen ein großes Wir-Gefühl gibt.“