Glaube mit heiterem Gesicht: Eine Reihe von Josef Dirnbeck (1. Teil)
Ausgabe: 2008/01, Fröhlichkeit, Jüngerinnen, Jünger, christliches Outfit, Josef Dirnbeck, Glaube mit heiterem Gesicht, Humor, Gott lacht,
02.01.2008
Fröhlichkeit ist ein Gewand, das Jüngerinnen und Jünger Jesu gut steht
Ein ganz gewöhnlicher Sonntagsgottesdienst. Soeben wurde das Evangelium verkündet, in dem Jesus vom Vater im Himmel erzählt, der sich sogar um die Spatzen auf dem Dach und um die Haare auf dem Kopf aller seiner Kinder kümmert.
Der zelebrierende Priester ist ein Salesianerpater. Ganz im Geist seines Ordensgründers Don Bosco und dessen Motto „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen“ erzählt er in seiner Predigt von einem Erlebnis, das er früher einmal hatte, als das gleiche Evangelium gelesen wurde: „Da stand ein Mitbruder neben mir, der mit mir konzelebriert hat, und als es hieß, „die Haare eures Hauptes sind alle gezählt“, da blickt er mich an, dreht sich zu mir und flüstert mir zu: „Da hat der liebe Gott aber bei mir mehr Arbeit als bei Ihnen!“
Darf man als Christ lustig sein, sogar dann, wenn man fromm ist? Man darf es nicht nur, man soll es sogar sein. Ein fröhliches Herz und ein fröhliches Gesicht gehören zum Christen wie das Amen im Gebet. Das hat schon Jesus in der Bergpredigt gesagt: „Wenn ihr fastet, dann macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Du aber, wenn du fastest, salbe dein Haar und wasch dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest.“
Grund genug für Kirchenkritiker, dem Volk Gottes nicht nur „aufs Maul“ zu schauen, sondern auch aufs Gesicht. Berühmt ist der Vorwurf, den Friedrich Nietzsche den Christen gemacht hat: „Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass ich an ihren Erlöser glauben lerne. Und erlöster müssten mir seine Jünger aussehen!“
Hübsch formuliert. Aber möglicherweise war der Propagandist des „Übermenschen“ und einer „Umkehr aller Werte“ da sogar päpstlicher als der Papst. Derart rigorose Maßstäbe anlegen wie Nietzsche und einen solchen gnadenlosen Idealismus und Perfektionismus fordern wollte derjenige ganz sicher nicht, der da sagte, er sei gekommen, „Sünder zu berufen“. Hätte Jesus sonst sehenden Auges einen großsprecherischen Fischer zum Boss seiner Zwölfermannschaft bestellt, der ihn dann feige verleugnete?
Ein Typ wie Franz von Assisi war ebenfalls ein Christ, und ganz gewiss kein übler. Aber wäre es nicht lächerlich, auch von diesem Mann, der die fröhliche Armut predigte und Sonne und Mond als Geschwister betrachtete, zu fordern, er müsse gefälligst „erlöster aussehen“ und „bessere Lieder“ singen – noch bessere als seinen „Sonnengesang“?
Freilich, wenn ein deutscher Philosoph im 19. Jahrhundert nur auf jene „Gehrockchristen“ starrt, deren marodes, verbürgerlichtes „Nullachtfünfzehn-Christentum“ ihm natürlich mit Recht den Magen umdreht, dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn er nicht bemerkt, dass es auch herzeigbare Nachfolger Jesu gibt: Christen, denen es ernst ist mit der christlichen Freude.
- Buchtipp: Josef Dirnbeck, Gott lacht. Ein fröhlicher Crashkurs des christlichen Glaubens. München (Pattloch-Verlag) 2006, 12,90 Euro.