Nicht das Wissen, der Glaube rettet. So bringt der Theologe Dr. Thomas Söding (Wuppertal) das Verhältnis von Glaube und Vernunft auf den Punkt.
Bei der heurigen Thomasakademie der Kath.-Theol. Privatuniversität und des Priesterseminares Linz war Thomas Söding, Mitglied der Kommission für Einheit der Christen im Vatikan, am 22. Jänner Festredner. Der Glaube an den einen Gott gibt zu denken, betont Söding, und er führt die kulturelle Frömmigkeit, wie sie in Griechenland vorhanden war, zur Wahrheit. Ausführlicher ging Söding auf die Theologie des Paulus im Neuen Testament ein und hob hervor, wie sehr Paulus seinen Gemeinden das Aufspüren der Wahrheit selbst zutraute. Paulus, aber auch Jesus selbst, „setzt auf Herz, Seele und Verstand“, betonte Söding. „Jesus will nicht überreden, sondern überzeugen.“ In der Formulierung des wichtigsten Gebotes: Gott und den Nächsten zu lieben, soll dies nicht nur mit ganzem Herzen und ganzer Seele, sondern auch mit ganzem Verstand geschehen. Glaube steht einer echten Erkenntnis nicht entgegen, er führt vielmehr zur echten Erkenntnis.
Christentum bringt Freiheit. Söding sieht im Zusammenführen von Vernunft und Glaube die entscheidende Kulturleistung, die das Christentum gebracht hat: Die Kluft zwischen Philosophie und Religion ist überwunden worden. Es hat den Aberglauben überwunden, der die Erlösung von Wahrsagerei erwartet habe. Das Christentum sei deshalb eine Religion der Freiheit. Die Forderung nach Redefreiheit und Rechtsstaatlichkeit könne man auf Paulus zurückführen, betonte Söding.