Deutlich mehr Menschen könnten gerettet werden, wenn sich Gesunde bewusst entscheiden würden, Organe im Todesfall zu spenden. Peter Feichtinger kämpft dafür.
Es war am 24. Jänner, 9 Uhr abends. Da kam der Anruf. Auf raschestem Weg wurde der 57-jährige Franz Zopf aus Leonding nach Wien gebracht. Noch in der Nacht wurde dem Schwerkranken eine neue Leber einpflanzt. Als ihn am nächsten Tag seine Tochter besuchte, war das Gelb aus den Augen verschwunden. Die neue Leber arbeitete. Franz Zopf kann sein Glück nicht fassen. Immer kürzer waren die Abstände geworden, in denen der an Hepatitis C Erkrankte ins Krankenhaus musste, um Wasser aus dem Körper zu pumpen. Er war einer von 94 Kranken in Österreich, die zu dieser Zeit auf eine Leber warteten. Mit seiner seltenen Blutgruppe standen die Chancen nicht gut.
Rechtzeitig reden ist wichtig. Die Lebenschancen für Menschen wie Franz Zopf könnten deutlich gehoben werden, wenn sich die gesunden Menschen in guten Tagen mit ihren Angehörigen austauschen würden, ob sie ihre Organe im Fall des Todes einem anderen Menschen zur Verfügung stellen würden. Davon ist Peter Feichtinger überzeugt. Als Nachbar und Freund des Franz Zopf hat er den zunehmenden gesundheitlichen Verfall seines Freundes miterlebt, dann das bange Hoffen auf ein Organ – und nun den glücklichen Ausgang. Feichtinger hat sich an Politiker gewandt, vom Bundespräsidenten bis zum Landeshauptmann. Und er hat Briefe an alle österreichischen Spitäler geschrieben – und ermutigende Antworten bekommen.„Tun Sie etwas!“, hat ihn der behandelnde Transplantationsmediziner Prof. Ferdinand Mühlbacher im Wiener Allgemeinen Krankenhaus ermuntert. Rund ein Drittel der infrage kommenden Spenderorgane gehen in Österreich verloren, weil sie nicht gemeldet werden. Es gibt ein Dilemma: Wenn die Angehörigen erst im Schock am Sterbebett mit der Frage nach einer möglichen Organspende konfrontiert werden , dann ist das unzumutbar. Auch für die Mediziner, die bis zuletzt um das Leben des Verstorbenen gerungen haben, ist die Situation extrem belastend. Wenn aber der Verstorbene schon zu Lebzeiten mit seiner Familie alles besprochen hat, wenn er diesen Willen klar bekundet hat, dann ist es sowohl für die Angehörigen als auch für die Ärzte leichter. Am besten ist es, wenn man diesen Willen auch schriftlich bei sich trägt. Für die Organentnahme werden eigene Ärzteteams eingesetzt. Mit den Organen eines einzigen Menschen können bis zu sieben Menschenleben gerettet werden. In Österreich dürften Organe laut Gesetz auch ungefragt entnommen werden, sofern nicht ausdrücklich der gegenteilige Wille bekundet wurde. Wegen der belastenden Situation für alle Beteiligten kommt es oft nicht dazu.
Ein Fastenvorsatz. In der Fastenzeit sieht Peter Feichtinger einen guten Zeitpunkt, über dieses Thema in der Familie zu reden. Normalerweise kommt man nicht in die Situation, einem anderen Menschen das Leben zu retten. Am Ende des eigenen Lebens könnte man es tun, meint er. Bis zu siebenfach. Franz Zopf ist inzwischen daheim. Genesen zu können! Ein Traum für ihn. Jetzt will er helfen, dass auch andere gerettet werden.
- Kontakt: Peter Feichtinger, Tel. 0650/672 67 41.
Stichwort
Organspende
Jährlich kann in Österreich rund 700 Menschen durch eine Organtransplantation geholfen werden. Auf Wartelisten sind jedoch rund 1100 eingetragen.Organe dürfen nach dem von mindestens zwei an der Behandlung nicht beteiligten Ärzt/innen festgestellten Gehirntod entnommen werden, sofern keine Erklärung vorliegt, dass der Verstorbene das nicht wollte.Ein mitgeführter unterschriebener Zettel mit dem Wortlaut: „Im Todesfall: Ich will, dass meine Organe in einem anderen Menschen weiterleben“, hilft Angehörigen und Ärzten.