Klubobmänner der ÖVP und SPÖ diskutieren über den Ständestaat in Österreich (1933 – 1938)
Ausgabe: 2008/07, Klubobmänner, ÖVP, SPÖ, Podiumsdiskussion, Journalistenforum, KA
13.02.2008 - Josef Wallner
Mit derselben Gründlichkeit wie die NS-Zeit will das Land Oberösterreich auch die Geschichte des Ständestaates aufarbeiten. Dass das ein schwieriger Weg wird, zeigte eine Podiumsdiskussion mit Karl Frais (SPÖ) und Michael Strugl (ÖVP).
Während Strugl betonte, dass alle Seiten Fehler gemacht hätten, strich Frais hervor, dass es den Sozialdemokraten allein um die Verteidigung der Demokratie gegangen sei. Der Historiker Roman Sandgruber – Mitdiskutant aus dem Publikum – wies darauf hin, dass in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts alle politischen Kräfte die Diktatur gefordert hätten und die Demokratie ein wenig attraktives Konzept gewesen wäre.
Domtür als Vorbild. Als Beispiel, wie man mit Geschichte umgehen könne, nannte Frais die Diskussion um die Gedenktafel für Engelbert Dollfuß an der Tür des Neuen Domes in Linz. Die Diözese habe die Kritik angenommen und in einer Historikergruppe wurde das Problem bearbeitet. Das Ergebnis: Das Denkmal wurde in einer Zusatztafel aus heutiger Sicht gedeutet. (Die KIZ berichtete.) Frais hofft, dass das auch der Stil der groß angelegten Aufarbeitung des Ständestaates durch das Oberösterreichische Landesarchiv sein werde. Die Arbeiten sollen 2009 beginnen. Für Dompfarrer Maximilian Strasser ist die Frage nach der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Ständestaates erst der zweite Schritt: „Bevor es um Geschichte geht, ist es wichtig, auf die Geschichten der Betroffen zu hören. Ohne sich auf die persönlichen Sichtweisen der Menschen einzulassen, wird es kaum möglich sein sogenannte Lehren aus der Geschichte zu ziehen.“