Wenn Kinder ins Ausland, möglicherweise in unruhige Zonen dieser Welt, fahren, sind die Mütter in Sorge. Oder? – Wir haben uns dazu bei Müttern umgehört.
Israel gilt nicht als das sicherste Land der Welt. Zu groß sind die Spannungen. Und dann bildet sich das Kind ein, genau dort Zivildienst zu machen. „Ich war nicht einverstanden“, sagt Mag. Inge Weidenholzer, Professorin am Peuerbach-Gymnasium in Linz. „Doch unser Simon ist sehr durchsetzungskräftig.“ So brach Simon 1999, nach der Matura, nach Israel auf, um Zivildienst in einem Altenheim für österreichische Juden zu leisten. Heute ist Simon Volkswirtschaftsassistent in Wien. Inge Weidenholzer erinnert sich an ihre damaligen Ängste: „Die Nachrichten waren nicht immer erbaulich.“ Sogar die Bushaltestelle, bei der Simon an jenem Tag nicht um diese Zeit wartete, weil sein Dienst später begann, wurde in die Luft gesprengt. Auch die Arbeit in einem Altenheim mit Sterbebegleitung schien ihr für Simon nicht jugendgerecht. Und das in der Ferne, ohne familiären Rückhalt.
Einsatz in Afrika. Auch Michael Dornetshuber aus Linz hat es nach der Matura 2001 in ein fernes Land gezogen: Er betreute im Freiwilligen sozialen Jahr in Kenia in einem Waisenhaus etwa 120 Kinder vom Morgen bis in die Nacht. „Freude und Sorge waren gleichermaßen da, doch die Freude überwog, vor allem über den Mut, so einen Schritt zu wagen“, sagt seine Mutter Johanna Dornetshuber. Dabei war es für sie nicht leicht, hörte sie doch die ersten sechs Wochen von ihrerm Sohn gar nichts, da nur Schriftverkehr möglich war. „Das war für mich hart.“ Michael ist seither mehrmals in Afrika gewesen – in Algerien, Uganda und im Sudan, vor allem, um Krankenhäuser elektrisch auszustatten.
Nicht: Hätte ich doch das gemacht! Beide Kinder von Gabriele Schön waren gleichzeitig Studieren im Ausland, Magdalena in Valencia, Sebastian in Taiwan und Kanada. Gabriele Schön machte sich wenig Sorgen, doch gesteht auch sie: „Wenn’s weggehen, die Kinder, hast ein bisschen Angst. Die hält, bis das erste Mail kommt: Bin gut gelandet!“ Per Mail, SMS und vor allem mit Skypen (Internet-Telefonie) war sie mit den Kindern in Verbindung. Die Geschwister pflegten auch untereinander regelmäßig Kontakt und gaben die Infos an daheim weiter. „Das Wesentliche ist, dass es ihnen gut geht, dass sie das wollen; und da muss man die Kinder unterstützen“, sagt Gabriele Schön. „Mach das jetzt, du sollst nie in die Situation mit 30, 40 kommen, dass du sagst: Hätte ich so etwas doch gemacht!“
O, meine Mutter, schwer war unser Scheiden, / Drum muß ich mich noch einmal zu dir wenden, / Dich zu beschwichtigen in deinem Leiden! ...
„Das abgeschiedne Kind an seine Mutter“, Friedrich Hebbel
Muss das wieder sein?
„Man sorgt sich, dass er wieder gut nach Hause kommt.“ So antwortet Maria Hirsch, die 86-jährige Mutter des Malermeisters Otto Hirsch aus Linz, der wegen seines Engagements für Menschen in Not den Solidaritätspreis der KirchenZeitung erhalten hat. Otto Hirsch war bzw. ist u.a. in Rumänien, Split, Sarajewo, Afghanistan, im Irak und in Afrika in Einsatz, oft gemeinsam mit Peter Quendler von der Caritas Kärnten. Allen Müttern geht es gleich. Auf die Frage, ob sie es je versucht habe, Otto eine Fahrt auszureden, sagt sie: „Nein, warum soll ich meinem Sohn etwas ausreden, was er sich eingebildet hat. Ich kann nur sagen: Muss das wieder sein!“