Experimentieren und nach Herzenslust forschen. Ein Schnuppertag bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit lässt diesen Traum für Caroline und Simona wahr werden.
Wo einmal grelles Giftgrün war, schimmert jetzt das blanke Holz durch. Caroline Reisenberger hat mit ihrem Messer den Lack vom Spielzeugzug weggekratzt. Schön schaut das nicht gerade aus. Mit mutwilliger Zerstörung von Kinderspielzeug hat Caroline aber wenig am Hut. Das Abschaben ist Teil des Tests, bei dem die zwölfjährige Hauptschülerin aus Vorchdorf überprüft, ob das Spielzeug frei ist von schädlichen Lacken. Speziell für Kleinkinder wäre das lebensbedrohlich.
Gleichgesinnte.Caroline nimmt heute mit ihrer Freundin Simona Mössl am Schnuppertag Girls’ Day bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in Linz teil. Das oberste Ziel der AGES ist es, dass „weniger Menschen, Tiere und Pflanzen krank werden“. Durch genaue Labortests deckt die AGES schwarze Schafe in der Landwirtschaft, Pharmaindustrie und Spielzeugbranche auf. Geschicklichkeit, Genauigkeit und Geduld sind deshalb wichtige Anforderungen an die Mitarbeiter/innen. Der detektivische Spürsinn, der dabei gefragt ist, macht einen großen Reiz für Caroline aus. „Ich finde es cool, dass nicht alles fix vorgegeben und es immer ein bisschen anders ist.“ Sie wünscht sich eine Arbeit, bei der sie ihre Vorliebe fürs Forschen ausleben kann, wie sie erzählt: „Zu Hause experimentiere ich sehr viel und züchte zum Beispiel selbst Kristalle.“ Anders gestrickt sind die Klassenkolleginnen von Caroline. „Die meisten wollen Kindergärtnerinnen und Friseurinnen werden“, weiß sie. Heute sind Caroline und Simona jedoch unter gleichgesinnten Frauen. Mehr als die Hälfte des AGES-Personals ist weiblich und gilt „als erfolgreiches Beispiel für Frauen in der Technik“, wie das Unternehmen selbstbewusst sagt.
Staub aufwirbeln. Die Leidenschaft für das Labor teilt die Mentorin Kerstin Kammerstätter mit zwölfjährigen Mädchen. Die Chemiefachlaborantin steht den Mädchen den ganzen Tag lang mit Rat und Tat zur Seite. „Manchmal ist die Laborarbeit eine Knochenarbeit“, sagt Kammerstätter, „aber eine, die Spaß macht.“ Und, könnte man ergänzen, eine die viel Staub aufwirbeln kann. Wenn sich eine Probe als gesundheitsschädlich erweist, muss der Hersteller das Produkt vom Markt nehmen. „Wenn der Kinderspielzug beim Test durchgefallen ist, werden wir Sie verständigen“ verspricht Kammerstätters Kollege der KirchenZeitung. Er wird sich nicht mehr melden. Nicht nur für den Spielzeuglok-Hersteller eine gute Nachricht.