Eine/r von fünf Schüler/innen der Caritas-Schule für Altendienste und Pflegehilfe ist MigrantIn
Ausgabe: 2008/28, Kultursensibel, Caritas, Altendienste, Pflege, Migrant, Kinder, Ausbildung
09.07.2008 - Ernst Gansinger
Auf Menschen, die aus anderen Ländern nach Österreich zugewandert sind, muss sich die Altenpflege in doppelter Weise einstellen: Zum einen gibt es viele Migrant/innen, die Ausbildungen im Bereich Pflege machen. Zum anderen sind die biografischen Hintergründe älter werdender Migrant/innen für die Pflege bedeutend.
Die entsprechenden Schulen der Caritas, des Landes OÖ und der Diakonie haben über drei Jahre gemeinsam das Projekt „kultursensible“ Begleitung Älterer entwickelt. Die Sozialabteilung des Landes OÖ hat sie dabei unterstützt. In einem mehr als 180 Seiten dicken Behelf wurden Unterichtsmaterialien zusammengestellt. Ein Kapitel befasst sich mit dem „biografischen Arbeiten“. Dieses setzt bei der persönlichen Lebensgeschichte an.
Spielend lernen. Eine Methode, Biografisches in der Ausbildung ins Spiel zu bringen, ist zu spielen. Das beweist „Migrokosmos“. Beim redaktionellen Besuch im Ausbildungszentrum für Sozialberufe der Caritas am Schiefersederweg in Linz-Urfahr wird in der Klasse von Mag. Elisabeth Heinze eifrig gespielt. Spielkarten zeigen Bilder, Symbole, Rituale und Gegenstände oder beschreiben Begriffe. Man sieht zum Beispiel Kinder in Badetrögen oder wird gefragt, was ein Bartwisch ist. Diese Karten regen an, einander aus dem eigenen Leben zu erzählen und dabei Parallelen zwischen den Kulturen zu entdecken, aber genauso auch Unbekanntes. Die Anregung gelingt. Die Klasse von Mag. Elisabeth Heinze diskutiert eifrig!
Welches Produkt bewirbt diese Reklame?, fragt der Text, der unter dem Bild auf der Spielkarte steht (Antwort: Margarine). Das Bild gehört zum Bereich „Rituale“ und hat Hausarbeit im tschechischen Kulturkreis zum Thema. Repro aus Unterrichtsbehelf
ZUM THEMA
Kultursensibel betreuen und pflegen
„Wenn wir klientenorientiert arbeiten, müssen wir uns fragen: Was sind die Bedürfnisse des jeweiligen Menschen? Dies erfordert eine sensible Wahrnehmung des Anders-Seins.“ – So formuliert es einer der Punkte in der „Spezifikation“, was die Caritas für Betreuung und Pflege unter kultursensibler Betreuung und Pflege versteht. Unter dem Titel „Wenn Glaube und Werte woanders zu Hause sind“ hat die Caritas für Betreuung und Pflege insgesamt neun Punkte formuliert: So wollen die Einrichtungen der Caritas Menschen unterschiedlichster Herkunftsländer Begleitung und in den Einrichtungen eine Heimat geben. „Einige der Menschen, die wir begleiten, betreuen und pflegen, kamen als Vertriebene, als Flüchtlinge nach Österreich“, heißt es weiter. „Andere wurden vor 40 Jahren als Gastarbeiter/ innen gerufen, sind geblieben und verbringen ihren Lebensabend bei uns.“Es sei abzusehen, dass die Bevölkerung zukünftig sehr vielfältig sein wird, da die demografische Entwicklung einen Zuwachs an Bewohner/innen unterschiedlichster Herkunft mit sich bringe.
Die Caritas betont: „Kulturell, sozial, geschlechtsspezifisch und religiös bestimmte Einflussfaktoren prägen die Einstellung zur Familie, zum Mann-/Frau-Sein, zum eigenen Körper, zu Krankheit, Alter, Tod sowie zu Medizin und Pflege.“ Die Caritas will in der Pflege auf die Biografie des Einzelnen eingehen, auf die Einzigartigkeit der Person, ihrer Geschichte und Kultur. Mit diesen Haltungen und Einstellungen, mit der entsprechenden Ausbildung soll die Pflegequalität gesteigert werden. So soll Beziehungsqualität gelebt werden, die sowohl den betreuten Menschen wie auch den Betreuer/innen Raum gibt.