Seit der Geburt auf einem Bauernhof in unmittelbarerer Umgebung des KZ Mauthausen wurde ich von den Eltern und den acht älteren Geschwistern „Lois“ gerufen. Mit elf kam ich fort ins Petrinum. Mein Klassenvorstand nannte mich IGNAZ. Worauf ich richtigzustellen versuchte: Ich heiße Alois. Na ja, meinte er, schauen wir auf der Geburtsurkunde nach. Und das war ein Schock: Ich hieß offiziell tatsächlich mit erstem Vornamen Ignaz, nur der zweite war Alois, genau wie mein Vater, der von den Nachbarn mit „Naz“ angesprochen wurde. Für die Enge eines Internates war die Geschichte ein Fressen. Der Spitzname „Naz“ lag auf der Hand, ich setzte mich anfangs heftig zur Wehr, was öfter zu Tränenausbrüchen führte. Nach Jahren resigniert man, gewöhnt sich das Weinen ab.Allerdings wurde dieser Naz zu einem Markenzeichen – er war recht gescheit in Mathematik und Physik, und da auch brauchbar für Nachhilfe und schwierige Hausaufgaben. Leben aber, das war zu Hause, auf dem Hof, in den wenigen Wochenenden und Ferien, wo ich als Lois einfach dazugehörte. Auch konnte ich mich mit meinem Namenspatron nie recht anfreunden. Ein großer Name, Gründer der Jesuiten, eines Ordens mit Wissenschaftern, ... ja schon, aber ein „Militärschädel“.In der Lebensmitte sind noch nicht ganz vereint: der Ignaz, als Augenoptiker ein bekannter Spezialist, Konzeptentwickler für Sehbehinderte, und die innere Welt, der Lois aus dem Mühlviertel, der dazugehören, lachen, sich des Lebens freuen will.
Ignaz Alois Stütz aus Langenstein ist Optikus in Neumarkt i. Mkr.