Gespr?ch beim Stiegenwirt Sch?rding mit Teilnehmerinnen an Wei?russland Deutsch-Sprachkursen. Von links nach rechts: Roland Herbst (Kellner), Grete Kubai (Organisatorin, Selbstst?ndige), Pep Streicher (Baustofh?ndler), Ingeborg Karl (pensionierte AHS
„Die Kinder sind ein bisschen gehemmt“, zitierte die weißrussische Lokalzeitung im Juni 2006 Larissa Platonova vom Kreisschulrat der Stadt Svetlogorsk. Frau Platonova beschrieb den ersten Eindruck vom ersten Deutschkurs, der in Zusammenarbeit mit Grete Kubai aus Schärding zustande gekommen war.
Mittlerweile sind sechsmal schon kleine Teams aus Oberösterreich nach Svetlogorsk für jeweils etwa eine Woche aufgebrochen. Sie helfen den Schülerinnen und Schülern, die an einer der Schulen Deutsch lernen, sicherer und besser im Gebrauch der deutschen Sprache zu werden. Das funktioniert übers Reden mit einem Menschen, dessen Muttersprache Deutsch ist. Am letzten Kurs – die Deutsch-Vermittler kamen am 2. November 2008 wieder zurück – haben etwa 90 Jugendliche teilgenommen.
Schärding, 11. November 2008. Roland Herbst, von Beruf Kellner, Ingeborg Karl, pensionierte AHS-Lehrerin, und der Baustoffhändler Pepi Streicher haben eines gemeinsam: Sie waren in Svetlogorsk und haben einen dieser Kurse gestaltet. Grete Kubai, die Initiatorin des Projektes, zu dem die Idee bei der Tschernobylkinder-Aktion 2005 entstanden ist, hat sie, die Deutsch-Vermittler, zum Treffen gebeten. „Ich bin ein Russland-Fan“, erzählt der Kellner Roland. Darum hat er der Einladung Folge geleistet, ehrenamtlich für etwa eine Woche in Belarus (Weißrussland) als Lehrer für Deutsch zu arbeiten. „Es war lustig, es hat mich sehr überrascht, dass es so funktioniert hat“, erzählt er seine Eindrücke. „Es geht darum, dass die Kinder den Klang der Sprache hören“, sagt der Baustoffhändler Pepi Streicher aus Ried. Am Anfang gibt es freilich noch Berührungsängste. Mit Fortdauer des Kurses werden die Jugendlichen aber gesprächs-locker. Und der erste Eindruck von Frau Platonova muss korrigiert werden!
Völkerverbindend. Die Lehrenden haben bei weißrussischen Familien gewohnt. Von ihrem Aufenthalt haben sie alle viele angenehme Eindrücke mitgenommen. Sie waren von der Gastfreundschaft angetan, staunten über die Freundlichkeit der Schüler/innen und die Sauberkeit der Stadt. Für Grete Kubai ist die Geste der Völkerverbundenheit der größere Sinn hinter der Aktion: Wir vergessen Weißrussland nicht. Die Lehrer/innen sind Botschafter dieses Europagedankens.
Zur Sache
Jeweils vier Unterrichtsstunden an fünf Tagen – das ist das Unterrichtsprogramm, das das oberösterreichische Team in Svetlogorsk, 100 Kilometer nördlich von Tschernobyl, anbietet. Die Schüler/innen kommen dabei als „Wanderklasse“ zu allen (vier) Lehrer/innen. Die erste Stunde liegt auf der Hand: Zunächst stellt man sich der Klasse vor – wer man ist, woher man kommt, was man arbeitet, welche Hobbys man hat. – Und dann sind die Jugendlichen dran. Der Geschmack ist auch dort ähnlich wie bei uns, berichtet Kellner Roland Herbst. Die Buben stehen auf Rammstein, die Mädchen auf Tokio Hotel.