Das ORF-Friedenslicht wurde heuer zum 30. Mal aus Israel geholt. Eine Reise mit Kerze, Konzert und einer Hoffnung.
Ausgabe: 2016/47
22.11.2016 - Christine Grüll
Die Frau kniet nieder und legt ihre Hand andächtig auf den Boden. Sie möchte dem Ort ganz nahe sein, an dem Jesus geboren wurde. Szenen wie diese ereignen sich täglich in der Geburtsgrotte in Betlehem. Die Besucher/innen tragen so viele Hoffnungen hinein, dass auch nicht gläubige Menschen von der Atmosphäre berührt werden.
Eine Kerze für Betlehem. Die Geburtskirche war eine der wichtigsten Stationen der ORF-Friedenslichtreise nach Israel. Das Licht wird seit 30 Jahren in der Geburtsgrotte in Betlehem entzündet, von einem Kind. Heuer war es Melanie Walterer aus Klam. Die zwölfjährige benennt mit einem einfachen Satz etwas sehr Kompliziertes: „Wenn die Mächtigen dieser Welt immer nur streiten, gibt es die Welt irgendwann einmal nicht mehr.“ Die Flamme wird zu Weihnachten von Oberösterreich aus in zahlreiche Länder weitergereicht. Doch, so meinen kritische Stimmen, sollte ein Friedenslicht nicht eher nach Israel getragen als von dort geholt werden? – Israel ist ein Land der Spannungen zwischen Völkern und Religionen. Eine Mauer trennt die Gebiete, die unter palästinensischer Verwaltung stehen, von Israel. Sie verhindert Anschläge in Israel, betont die Reiseleiterin. Die Mauer hat jedoch das Leben der palästinensischen Bevölkerung sehr viel schwieriger gemacht. Das spürt auch der Pfarrer in Bet Sahur, einer Stadt östlich von Betlehem. In „seiner“ Liebfrauenkirche wurde einer der Reise-Gottesdienste gefeiert. Das gibt der Pfarrgemeinde Hoffnung, dass sie nicht vergessen ist. So ist auch ein Geschenk zu verstehen, das Landeshauptmann Josef Pühringer und Bischof Manfred Scheuer der Bürgermeisterin von Betlehem überreicht haben: eine Kerze von Pax Christi OÖ. „Wir holen das Friedenslicht nach Europa“, sagte der Bischof, „die Kerze soll eine Art Gegenbewegung sein, ein Zeichen, dass wir mit unserem Gebet für den Frieden heilen wollen.“
Musik verbindet. Die Reise ist geprägt von Jubiläen. 30 Jahre Friedenslicht, 160 Jahre Grundsteinlegung des Österreichischen Hospizes in Jerusalem, 60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Österreich und Israel. Das wird mit einem Konzert gefeiert. Junge Sänger/innen des Linzer Stiftergymnasiums und der israelischen Kunstakademie singen gemeinsam in Jerusalem. Auch das wird zu einem Symbol der Hoffnung – dass diese Beziehung eine Zukunft hat. «