Ob es nicht auf der Verpackung stand oder wir es überlesen haben, als wir vor etwa fünf Jahren ein kleines Stöckchen eines Bambusstrauches gekauft haben, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls war uns nicht bewusst, dass Bambus wuchert, wuchert und wuchert. So schön der inzwischen drei Meter hoch gewachsene Strauch ist, ganz heimlich hat er sein Wurzelwerk ausgebreitet und sich so unterirdisch an die 50 Quadratmeter Garten erobert. Die kleinen Bambusspitzen, die sich überall an der Oberfläche zeigen, sind nur die Spitze der Katastrophe. Um den gärtnerischen Supergau zu verhindern war am Wochenende schweißtreibendes Wurzelsuchen und -ausgraben angesagt. Und zwar stundenlang. Als immer neue Wurzelgeflechte auftauchten, schwor ich mir – um unseren Bambusstrauch zu bestrafen – nie mehr im Chinarestaurant Bambussprossen auch nur anzurühren. Doch so nach und nach setzte sich im Kopf ein anderer Gedanke fest. Was wäre, wenn unsere Pfarren wie Bambus wären? Mit einem starken, weitverzweigten Wurzelgeflecht? Mit neuen Trieben, die unvermutet auftauchen? Und zwar unkontrolliert. – Doch vielleicht hat gerade deswegen der Bambus noch keinen Eingang in kirchliche Dokumente gefunden.