Helga Prühlinger hat in ihrer Babykarenz Entwicklungshilfe im Armenhaus Brasiliens geleistet. Mit dabei: ihre beiden Söhne Clemens und Joachim, 1 1/2 und 3 Jahre. Es war bereits der vierte Einsatz der 30-jährigen Linzerin in Jacobina, wo sogar ein Haus nach ihr benannt wurde.
Mit 18 hatte Helga Prühlinger vor allem einen brennenden Wunsch: Sie wollte nach der Matura unbedingt in einem Entwicklungshilfeprojekt mitanpacken. „Komm einfach zu uns“, lud sie der oberösterreichische Missionar Pater José Hehenberger ein, bei seinen Projekten in Jacobina im Nordosten von Brasilien zu helfen. Die Maturantin zögerte nicht lange, Hehenberger dorthin zu folgen, wo er sich für Landlose und Straßenkindern einsetzte und ein großes Hilfsnetzwerk aufgebaut hatte (siehe: Zur Sache).
Aufklärung über Sex und Verhütung. Das war 1997. Mittlerweile ist aus der Maturantin eine Sozialarbeiterin und zweifache Mutter geworden. Und auf das erste Volontariat folgten noch drei weitere Einsätze in Jacobina. „Es zieht mich einfach immer wieder hin“, sagt die heute 30-Jährige, nach der in Jacobina sogar ein Haus benannt ist. Erst im heurigen Frühjahr war die Linzerin wieder für drei Monate in Brasilien. Zum ersten Mal war ihre Familie mit dabei: ihre Söhne Clemens und Joachim, 1,1/2 und 3 Jahre alt, und ihr Mann Roman, der sie für insgesamt fünf Wochen begleitete. Gemeinsam haben die Prühlingers im Armenviertel von Jacobina gewohnt. Neu war für die erfahrene Entwicklungshelferin dieses Mal das Ziel ihres Einsatzes. Statt wie bisher Straßenkinder zu unterrichten und zu betreuen, stand die Aufklärung über Sex und Verhütung für junge Frauen im Vordergrund. Prühlinger, von Beruf Sozialarbeiterin, brachte in mehreren Kursen Frauen aus Jacobina die natürliche Empfängnisverhütung (Temperaturmessmethode) näher. „In Brasilien wird die Pille gratis an die Frauen verteilt. Ich glaube nicht, dass das Pillenschlucken Gottes Wille ist“, wollte die zweifache Mutter mit ihren Kursen gegensteuern. Und durch die Ausbildung von jungen Frauen zu Kursleiterinnen sorgte sie außerdem dafür, dass ihr Werk nach ihrer Abreise fortgeführt wird.
Sohn erkrankte schwer. Abseits der Entwicklungsarbeit hatte die junge Mutter in den drei Monaten einige Probleme zu meistern. Mitten im Einsatz wurde ihr älterer Sohn Joachim sehr krank. Einen Arzt aufzutreiben gestaltete sich sehr schwierig, tagelang wurde gerätselt, was dem Kind fehlen könnte, bis man Parasitenbefall diagnostizierte. Erst nach zwei Wochen war Joachim wieder richtig fit. Was an medizinischer Versorgung gefehlt hat, wurde aber durch die große Bereitschaft zur Nachbarschaftshilfe wieder wettgemacht, erzählt Prühlinger: „Von den Leuten kam wirklich extreme Hilfe. Die haben das Essen gekocht, uns mitversorgt. Das war alles selbstverständlich.“
Zur Sache
Projekte in Brasilien
In Jacobina im Nordosten Brasiliens setzt sich der oberösterreichische Missionar P. José Hehenberger seit über 30 Jahren mit seinem Hilfsnetzwerk für die Ärmsten der Armen ein. Zu den zahlreichen Aktivitäten zählen ein Gesundheitszentrum, schulische Ausbildung und Wohngemeinschaften.
In den Projekten Bauernhof und Casas Lares werden beispiels-weise 80 Straßenkinder im Alter zwischen 8 und 18 Jahren betreut. Die Jugendlichen sollen durch verschiedenste Aktivitäten (Handarbeiten, Sport, Spiel, Ziegenzucht, Kochen, Theater ...) neue Lebensperspektiven entwickeln und zu selbstbewussten und mündigen Menschen erzogen werden.
- Weitere Informationen über das Projekt Bauernhof und die Casa Lares gibt es bei Helga Prühlinger, Tel. 0650/290 99 76, E-Mail: helga.pruehlinger@fh-linz.at