Ordensgründer und Rebell zugleich war der Vorarlberger Abt Franz Pfanner. Zu seinem 100. Todestag erzählt P. Markus Bucher, Mariannhiller Missionar, was ihn an Franz Pfanner, dem Gründer des Ordens, fasziniert.
Mit dem Bau des Trappistenklosters Mariannhill im heutigen Südafrika (bei der Stadt Durban) hat Franz Pfanner einen Meilenstein in der katholischen Kirche gesetzt. Er wurde zum Pionier der Missionsarbeit unter der schwarzen Bevölkerung im südlichen Afrika. Der Vorarlberger Priester und spätere Trappistenabt setzte 1880 mit rund 30 Mitbrüdern aber nicht nur einen Anfang, sondern auch Maßstäbe, die prophetisch waren und bis heute gelten: Abt Pfanner lehnte die Rassentrennung ab. Dass er damit in scharfem Gegensatz zur Regierung, selbst zum Bischof stand, der ihn in die Diözese geholt hatte, ließ ihn keine Sekunde unsicher werden. „Ich kann das Unterschiedmachen zwischen den Rassen nicht leiden, als ob es auf die Hautfarbe ankomme, was man vor Gott gelte.“ Und kühn behauptet er: „Die katholische Kirche hat nie einen Unterschied in der Farbe und in der Rasse gemacht.“ Diese Überzeugung setzte Pfanner selbstverständlich in die Praxis um: „Das Zusammenleben zwischen Schwarz und Weiß geht, weil es gehen muss; es geht aber bloß, wenn wir vorausgehen.“ Diese Weitsicht beeindruckt P. Markus an dem unbeugsamen Vorarlberger Missionar: „Ein Gespür dafür zu haben, was jetzt zu tun und notwendig ist, und nicht zu fragen, was in Rom oder anderswo gut ankommt.“
Die Augen geöffnet. Von den 49 katholischen Missionsstationen, die es 1909, im Todesjahr von Franz Pfanner, zwischen der Südspitze Afrikas und dem Sambesi-Fluss gab, hatten 28 Stationen die Missionare von Mariannhill errichtet. So ist es auch verständlich, dass bis heute der Schwerpunkt des Ordens in Südafrika liegt, wo P. Markus Bucher von 1959 bis 1963 Theologie studierte. „Dort war ich radikal mit der Apartheid konfrontiert. Selbst wir Seminaristen studierten in getrennten Häusern.“ Nicht alle, aber einige der Professoren protestierten dagegen und nannten die Rassentrennung eine Gotteslästerung. „Diese Lehrer haben mir die Augen geöffnet, dass Theologie mit Gesellschaft und Politik zu tun hat. Das ist mir unter die Haut gegangen und dafür bin ich dankbar“, so P. Markus.
Zur Person
Abt Franz Pfanner
Franz Wendelin Pfanner wurde 1825 in Langen bei Bregenz geboren. Er empfing 1850 die Priesterweihe und war Pfarrer in Haselstauden (Vorarlberg). 1863 trat er in Mariawald (Deutsch-land) bei den Trappisten ein. Aufsehen erregte er bald durch die Gründung des Klosters Mariastern in Banja Luka (Bosnien), damals noch türkisches Reich. Als ein südafrikanischer Bischof beim Generalkapitel der Trappisten nach Missionaren fragt und dort nur betretenes Schweigen erntet, sagt Franz Pfanner: „Wenn keiner geht, dann gehe ich.“ Was Pfanner mit seinen Brüdern in Südafrika, ausgehend von Mariannhill, an Missionsstationen aus dem Boden stampft, bleibt in der Geschichte der katholischen Mission beispiellos. Aus den Trappisten in Südafrika wird die Mariannhiller-Missionskongregation, auch eine Schwesternkongregation hat Pfanner gegründet (bekannt unter dem Namen „Wernberger Schwestern“).