Anerkennung, Selbstwertgefühl und neue Motivation das Leben zu meistern – das sind die Trophäen, die alle Spieler des Homeless World Cup (HWC) mit nach Hause nehmen.
Der HWC wurde von Graz03 – Kulturhauptstadt Europas, der Caritas, dem Internationalen Netzwerk für Straßenzeitungen und der UEFA initiert, um Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben, neue Perspektiven aufzuzeigen. Gleich beim ersten HWC 2003 konnte das österreichische Nationalteam England im Endspiel mit 2:1 besiegen und den Weltmeistertitel holen. Im zweiten Jahr reichte es beim Finale in Schweden für den zweiten Platz hinter Italien.
Heimat bist du großer Söhne. Jeder Spieler darf nur einmal am HWC teilnehmen. Für die große Mehrheit bedeutet die Teilnahme einen Wendepunkt in ihrem Leben. „Für viele erfüllt sich da einfach ein Traum: Vor ein paar tausend Zuschauern zu stehen, die Hymne zu singen und Fußball zu spielen – das ist einfach ein besonderes Erlebnis“, erklärt der Profifußballer und ehemalige Nationalteamspieler Gilbert Prilasnig die Begeisterung der Spieler/innen. Bei den Turnieren werden neben den sportlichen Wettkämpfen auch Kultur- und Freizeitaktivitäten eingeplant, da die Teamspieler normalerweise keine Möglichkeit haben, in andere Länder zu reisen. „Letztes Jahr in Melbourne konnten wir einem der Spieler seinen großen Wunsch erfüllen: einmal im Leben das Meer zu sehen“, freut sich Prilasnig.
Fangemeinde. „Nicht nur bei den Endspielen ist Länderspiel-Stimmung“, ist Prilasnig über das Zuschauerecho begeistert. Seit 2004 ist er bei der Auswahl der HWC-Spieler beteiligt und begleitet die Mannschaft als Teamchef zu den beiden Trainingslagern und den Fußballspielen. Finanziert werden die jeweiligen Veranstaltungen von nationalen und internationalen Partnern und Sponsoren.
Selbstwertgefühl. Der HWC gibt Menschen, die oft übersehen werden, eine öffentliche Bühne. Die Spieler/innen erhalten aber keine Mitleidsbekundungen, sondern verdientes Lob für ihre Leistungen. Das steigert das Selbstwertgefühl und zeigt ihre Ressourcen und nicht ihre Defizite. Viele gewinnen daraus die Motivation, ihre Situation zu verbessern. Ein gutes Beispiel dafür ist der letztjährige Tormann Richard. „Richard hat durch den HWC viel Selbstwertgefühl bekommen, ist offener geworden und hat begonnen anderen seine Geschichte zu erzählen“, berichtet der Teamchef. „Noch im Laufe des HWC hat er sich den doch eher ungepflegten Bart rasiert und beim gemeinsamen Teamtreffen nach dem HWC hatte er eine neue Frisur und war top-elegant gekleidet. Auch er selbst sagte, dass diese Veränderungen auf das neu gewonnene Selbstvertrauen zurückzuführen sind. “
Hinter den Kulissen. Unter dem Arbeitstitel „ABSEITS“ wurde von einem Team der Filmakademie Wien rund um den Regisseur Hüseyin Tabak und Produzent Josef Aichholzer („Die Fälscher“) ein Dokumentarfilm über das österreichische HWC-Team 2008 gedreht. Die gesamte Mannschaft wurde während der Vorbereitung, bei den Trainingslagern und beim Turnier in Melbourne von einem Kamerateam begleitet. Ein paar der Spieler geben den Zuschauern zusätzlich einen Einblick in ihr Alltagsleben vor und nach dem HWC. Der berührende und Mut machende Film kommt 2010 in die Kinos.
Im Blick
Homeless World Cup
Beim internationalen Fußballturnier „Homeless World Cup“ dürfen nur Obdachlose, Straßenzeitungsverkäufer, Asylwerber und Menschen, die sich in Drogen- oder Alkoholrehabilitation befinden, mitspielen. Die Einladung, Spieler zu entsenden, ergeht an alle Einrichtungen, die Sportprogramme für ihre Klienten anbieten. Gespielt wird nach den internationalen Streetsoccer-Regeln: Pro Mannschaft kämp-fen ein Tormann und drei Feldspieler zwei mal sieben Minuten um den Sieg. Zugelassen sind sowohl gemischte als auch nach Geschlechtern getrennte Teams. Seit 2003 wird der HWC jährlich von einer anderen Nation ausgerichtet. Vom 6. bis 13. September 2009 kämpfen 48 Nationen in Mailand um den begehrten Titel.