Von muslimischen Mehrheiten unter Wiens Pflichtschülern war zuletzt in Medien die Rede. Das klang auch außerhalb der Hauptstadt, als würden bestimmte Ängste bestätigt. Genau betrachtet stimmt es aber nur für die Neuen Mittelschulen.
Ausgabe: 2017/38
19.09.2017 - Heinz Niederleitner
Rund 12.000 muslimische und 7555 katholische Kinder besuchten zuletzt eine Neue Mittelschule (NMS) in der Bundeshauptstadt, wobei aber auch die gymnasiale Unterstufe zu beachten wäre. Dort sind die Katholiken laut Stadtschulrat die größte Gruppe. Repräsentativer ist der Blick auf die Wiener Volksschulen: 22.339 Schüler/innen (31 Prozent) waren römisch-katholisch, 19.984 (28 Prozent) muslimisch und 12.178 (17 Prozent) hatten kein Religionsbekenntnis. Daneben wurden 18 weitere Bekenntnisse gezählt. Bleibt die Frage, warum Katholik/innen in den NMS unterrepräsentiert sind. Hofrätin Andrea Pinz, Leiterin des Amts für Schule und Bildung der Erzdiözese Wien, sagt dazu, dass die Entscheidung für oder gegen eine Schulform nicht mit der Religionszugehörigkeit in Zusammenhang stehe: „Sehr oft ist der familiäre Bildungshintergrund ausschlaggebend. Begabungen, Interessen spielen eine Rolle und die Förderung und Unterstützung, die ein Kind erfährt.“ Für den Religionsunterricht an NMS bedeute die Situation, dass er aus organisatorischen Gründen bisweilen in den Nachmittag und in Randstunden gelegt werden müsse.
Kooperation zwischen Religionslehrer/innen
Und wie ist das Verhältnis zwischen den Religionspädagog/innen? „Es ist an vielen Schulen Praxis, dass Religionslehrer/innen in Projekten kooperieren, um dadurch ein gutes Miteinander und ein friedliches Zusammenleben zu fördern, die andere Religion kennenzulernen und Vorurteile abzubauen“, sagt Pinz. Bleibt die Frage, ob die Zahl der muslimischen Volksschüler/innen in absehbarer Zeit jene der katholischen überholen wird. Das sei langfristig betrachtet aufgrund der demografischen Entwicklung in einzelnen Stadtbezirken wahrscheinlich, sagt Andrea Pinz. Sie erinnert aber auch an eine aktuelle Bemerkung von Kardinal Christoph Schönborn: „Das Christentum wird in Österreich die Mehrheitsreligion bleiben.“ Haltung der Christen müsse es sein, auch und gerade in einer sich verändernden Welt die Botschaft Jesu zu verkünden.