„Wir organisieren so viel für die Region“, sagt Diakon Carlo Neuhuber: „Aber wer betet eigentlich für die Menschen des Krems- und Steyrtals? – Die „Ökumenische Initiative“ hat einen monatlichen „Fürbittdienst“ geschaffen.
Sonntag Abend im evangelischen Pfarrhof von Kirchdorf an der Krems: Nach und nach kommen mehr als ein Dutzend Leute und nehmen um einen mit einem siebenarmigen Leuchter geschmückten Tisch Platz. Pfarrer Pater Robert Roidinger vom Stift Schlierbach ist dabei, ebenso der evangelische Pfarrer Heribert Binder als umsichtiger Gastgeber und Manfred Roidinger von der evangelikalen Gemeinde Kremstal. Konfessionell bunt gemischt ist die Runde, die Kirchenzugehörigkeit spielt keine Rolle, stellt Carlo Neuhuber klar: „Wir haben uns gern und sehen es als gemeinsame Aufgabe, für die Menschen und die Aktivitäten, die in der Region laufen, zu beten. Wir verstehen unser Tun als geistlichen Dienst – als Fürbittdienst.“
Jesus wörtlich. Es ist kein zusätzlicher Termin für ohnehin schon engagierte Christen, sondern ein Herzensanliegen: „Bei all unserem Einsatz dürfen wir nicht übersehen, auf Gott hinzuhören.“ Die Teilnehmer/innen am Fürbittdienst wollen das Jesuswort ernst nehmen: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Die Erfahrung bestärkt sie, darauf wirklich zu vertrauen.
Das Gebet nicht vergessen. Im Zuge der Landesausstellung 1998 „Land der Hämmer – Heimat Eisenwurzen“ hat sich die „Ökumenische Initiative“ (ÖKI) gegründet, um als Christen miteinander zur Ausstellung beizutragen. Sie wollten ein Buch herausgeben. Der Kostenvoranschlag betrug eine halbe Million Schilling, auf dem Vereinskonto lagen magere 12.000 Schilling. „Wir haben im gemeinsamen Gebet gesagt: Herr, wenn Du willst, hilf uns“, erzählt Neuhuber. Kurze Zeit später borgte eine Frau dem Verein die benötigte Summe. Das Buch „Leben gewinnen“ wurde ein Bestseller und hat tausende Menschen inspiriert und ermutigt. Wenn die ÖKI Projekte wie Begegnungswochen oder Aktionen für eine gerechte Welt angeht, ist das Gebet immer Teil der Zusammenkunft. Manchmal eine Stunde Arbeit, dann eine Stunde Gebet. Seit einigen Jahren wird das Gebet nicht nur mehr mit Arbeitssitzungen verbunden, sondern fix einmal monatlich abgehalten. Dabei werden die Anliegen der Menschen der Region – schlicht und konkret – vor Gott gebracht.
Aus dem Leben. Der Ablauf der Treffen ist einfach. Nach einer kurzen geistlichen Einleitung folgt eine „Lob- und Anbetungszeit“, wobei in Liedern und freiem Gebet jeder laut vor der Gruppe Gott danken und preisen kann. In einem anschließenden Gespräch werden die Gebetsanliegen gesammelt: Da gab es vor Kurzem einen Drogentoten in der Region. Eine Frau hat einem Teilnehmer am Fürbittdienst ihre Trauer über den Tod ihres Mannes anvertraut. Ein Seelsorger spürt bei seinen Besuchen in Spitälern und Altenheimen den Arbeitsdruck, dem das Personal ausgesetzt ist. Wie von selbst fallen die Mitglieder der Gebetsgruppe in die Fürbitten ein und unterstreichen sie durch gemeinsame Rufe wie: „Guter Gott, wir bitten dich!“ Die beiden Glaubenskurse der evangelischen und katholischen Kirche werden ebenfalls ins Gebet genommen.
Gebet schafft Neues. Der ehemalige Bürgermeister von Steinbach an der Steyr Karl Sieghartsleitner gehört von Anfang an zur Ökumenischen Initiative. Ihm ist der ökumenische Aspekt des Fürbittdienstes ein besonderes Anliegen. „Wo Schwestern und Brüder aufeinander zugehen, weil man weiß, dass den anderen genauso das Herz brennt, da werden wir dem Evangelium gerecht, da überspringen wir Mauern, da ensteht Neues.“