„Lebendige Nächstenliebe“ – unter diesem Motto feiern die Franziskusschwestern das 100-Jahr-Jubiläum ihrer Gründung. Die kleine Gemeinschaft ist für ihr Seniorenheim in der Losensteinerstraße in Linz bekannt, wo auch das Mutterhaus des Ordens ist.
Ausgabe: 2012/16, Ordensgemeinschaft, April, Franziskusschwestern, Seniorenheim, Hauskrankenpflege
18.04.2012
- Josef Wallner
Entstanden sind die Franziskusschwestern als Antwort auf eine Not. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts mussten sich viele Bewohner/innen von Linz gut überlegen, ob sie ein Spital aufsuchen sollten, wenn sie erkrankten. Ein Spitalsaufenthalt kostete Geld – das die meisten nicht hatten. Von den damals sieben Linzer Krankenhäusern wurde man lediglich bei den Elisabethinen kostenlos behandelt.
Hauskrankenpflege entspannt die Lage. Um Wöchnerinnen oder Menschen nach einem viel zu kurzen Spitalsaufenthalt dennoch ein Mindestmaß an notwendiger Betreuung geben zu können, waren Hauskrankenpflegerinnen tätig. Aber viel zu wenige. Frauen, die im Geist des heiligen Franz von Assisi lebten, ließen sich von dieser Not berühren. Im April 1912 wurde in Linz der St. Franziskus Krankenfürsorge-Verein errichtet. Dies gilt als Gründungsdatum der „Franziskusschwestern“. Die Gemeinschaft fand von Anfang in dem Linzer Bischof Rudolph Hittmair einen Förderer. Die Liste der Orte, wo Franziskusschwestern in der Hauskrankenpflege, aber auch in Altersheimen und in Spitälern tätig waren, ist lang und reicht über Oberösterreich hinaus bis ins Burgenland und in die Steiermark.
Franziskusschwestern in Kärnten. In Kärnten entstand 1922 mithilfe von Linzer Schwestern eine Einrichtung mit gleicher Zielsetzung, 1950 vereinigten sich die beiden Kongregationen. In den Blütezeiten der 1960er Jahre zählten die Franziskusschwestern an die 80 Mitglieder. Heute leben sie an zwei Standorten: in Klagenfurt und in Linz. In Kärnten, wo fünf Schwestern sind, haben sie die Leitung ihres Seniorenheims der Caritas übertragen, in Linz der Ordensgemeinschaft der Barmherzigen Brüder.
Die vielen wichtigen Handgriffe. „Im Seniorenheim in der Losensteinerstraße (Linz) ist zwar keine Franziskusschwester mehr in der Pflege angestellt, aber wir bringen uns ein“, sagt Sr. Raphaela Steinkleibl, Generaloberin seit 1989: Schwestern begleiten Bewohner zu Untersuchungen in Spitälern, sind Gesprächspartnerinnen, helfen beim Essen, spenden Krankenkommunion und sorgen für das religiöse Leben im Haus. „Einfach, höflich, wesentlich, zärtlich, barmherzig – wie der heilige Franziskus bemühen wir uns, den Menschen zu begegnen“, betont Sr. Raphaela: „Franziskus steckt in jedem von uns.“
Dasein für Bewohner. Die 15 Schwestern in Linz haben gelernt, mit ihrer Situation – ohne Nachwuchs – gut umzugehen. Ihr Werk, das Seniorenwohnheim, wird von den Barmherzigen Brüdern weitergeführt, sie selbst, sagt Sr. Raphaela, möchten, wie es die Kräfte jeder einzelnen Schwester zulassen, „dem Evangelium Hand, Fuß und Herz geben“.
Zubau. Am 19. April 2012 wird mit einem Festgottesdienst und Festakt das 100-Jahr-Jubiläum gefeiert, wenige Tage später werden die Baumaschinen auffahren, um das Wohnheim zu erweitern und zu erneuern.