Es ist nur ein einziger Satz aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher, den der Linzer Bibelwissenschafter Michael Zugmann auslegt, aber in diesen wenigen biblischen Worten steckt eine geballte Portion an Hoffnung – für die Gläubigen damals und heute.
Man erzählt sich überall, welche Aufnahme wir bei euch gefunden haben und wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn vom Himmel her zu erwarten, Jesus, den er von den Toten auferweckt hat und der uns dem kommenden Gericht Gottes entreißt. 1 Thess 1,9–10
Beim einfachen Lesen des ersten Thessalonicherbriefs wird man vermutlich gar nicht bei den Versen 9 und 10 im ersten Kapitel hängenbleiben, die Michael Zugmann Stoff für 303 Buchseiten gaben. Wenn er aber zu erklären anfängt, merkt man bald, wie spannend diese wenigen Worte sind. Der nur aus einem einzigen Satz bestehende Text ist eine Zusammenfassung dessen, was Paulus den Bewohner/innen der Stadt Thessaloniki gepredigt hat. „Es ist eine Kurzformel des Glaubens, oder im Handyzeitalter könnte man es auch ein SMS von Paulus nennen.“
Gott im Leben dienen. Der erste Schritt hin zum Glauben ist die Bekehrung zu Gott, um ihm zu dienen, macht Paulus in seiner Kurzpredigt deutlich. Zugmann, Assistent für Neues Testament an der KTU Linz, bringt hier den griechischen Text ins Spiel. Hier wird ein Wort für „dienen“ verwendet, das über den Kult hinausgeht. Sich nur im Gottesdienst zu Gott zu bekennen, wäre zu wenig, „dienen“ umfasst das ganze Leben und zeigt sich konkret in der Abwendung von den Götzen. „Bei Paulus waren das die Götter der Griechen und Römer, aber auch heute kann man durchaus von Götzen reden: von der Vergötzung des Kapitals zum Beispiel.“
Juden und Christen gemeinsam. Gott wird in Vers 9 als der „lebendige und wahre“ bezeichnet. Mit diesen Eigenschaftswörtern stellt Paulus einen Gott vor, der Leben hat, Leben gibt und am Leben der Menschen Anteil nimmt. Vermutlich hat sich Paulus an Menschen gewendet, die dem Judentum nahe standen. Sie hatten die Hinwendung zu dem einen Gott schon vollzogen. Zugmann betont: „Dieses Bekenntnis zum lebendigen und wahren Gott verbindet Christen und Juden – bis heute.“
Jesus der Retter. In einem weiteren Schritt bringt Paulus Jesus ins Spiel. Zugmann weist darauf hin, dass im Thessalonicherbrief, der ältesten Schrift des Neuen Testaments, die 20 Jahre nach dem Tod Jesu entstanden ist, bereits ausgebildete Christologie begegnet. Da werden nicht Worte und Taten des irdischen Jesus beschrieben, wie es so kurz nach seinem Tod durchaus nahe liegend gewesen wäre. Vielmehr steht das Bekenntnis zum himmlischen Christus im Mittelpunkt. Die Glaubenden haben Jesus von Anfang an als den verehrt, der durch die Auferweckung zum Sohn Gottes eingesetzt, „im Himmel“ – ganz bei – Gott ist und von dort wiederkommen wird, um die Glaubenden aus dem Gericht zu retten.
Glauben geht einfach. Wie aus dem Zusammenhang der Verse 9 und 10 hervorgeht, freut sich Paulus, dass die Thessalonicher seine Predigt so gut verstanden haben und ihren Glauben vorbildlich im Alltag verwirklichen. In der ganzen Region spricht man bewundernd über sie. Nach Paulus geht Glauben ganz einfach: in und mit seinem Leben Gott dienen und den auferstanden Jesus erwarten. Den Rest darf man getrost in die Hände des Sohnes legen.