Vor 350 Jahren wurde das Taufbecken in der Pfarre Losenstein gestaltet. So viele Generationen wurden hier an diesem Ort in die Gemeinschaft aufgenommen.
In der Pfarrkirche von Losenstein ist ein schöner Taufstein zu bewundern. Das marmorne Becken ist achteckig, seine Außenseite lässt einen an die Form einer Muschelschale denken. Ganz unten am balusterförmigen Fuß ist die Jahreszahl 1662 eingraviert. Ein hölzerner Deckel schützt das Taufwasser, das in der Osternacht geweiht wurde und einst ein Jahr lang im Becken verblieb. Den Deckel bekrönt eine kleine Figurengruppe, welche die Taufe Jesu im Jordan darstellt. Jesus kniet vor Johannes, der Wasser aus einer goldenen Muschel über Jesu Haupt gießt. Vom Becken zur Schale. Die ältesten Tauforte waren noch große Becken, denn der Täufling wurde im Wasser ein- bzw. untergetaucht. Nach und nach änderte sich aber der Taufritus und der Taufkandidat wurde aus einer Muschel oder Schale begossen. Somit veränderte sich auch das Aussehen des Taufbeckens hin zu einer Kelchform. Im Mittelalter waren die Taufbecken oft noch reich mit figürlichem Schmuck dekoriert. Bis zur Barockzeit verringerte sich dieser Zierrat und meist findet sich nur eine Täufergruppe auf dem Taufstein.
Die Zahl Acht steht in der christlichen Zahlensymbolik für die Taufe, daher ist auch das Losensteiner Becken achteckig. Häufig wurden auch Taufkapellen über achteckigem Grundriss errichtet, wie an vielen italienischen Baptisterien zu sehen ist.
Ort des Sakraments. Am Taufstein wird uns das erste Sakrament zuteil, hier werden wir zu Kindern Gottes. Durch das Übergießen mit dem Wasser des Lebens und dem Salben mit Chrisamöl wird die Taufe im Namen des dreifaltigen Gottes vollzogen. Die Bedeutung des Sakraments wird auch durch die Anwesenheit eines Zeugen deutlich: Der Pate oder die Patin begleitet den Täufling nicht nur im Moment, sondern im Idealfall ein Leben lang.
Geschichte erleben. Ausstattungsstücke wie das Losensteiner Taufbecken werden bei Kirchenführungen oder in Kunstführern meist nicht besonders erwähnt, dennoch spielen sie eine große Rolle für die Identität einer Gemeinde: So viele Generationen wurden hier an diesem Ort in die Gemeinschaft aufgenommen; die meisten von ihnen liegen bereits wieder auf dem Friedhof. Der Taufstein als Symbol ermöglicht es aber, dass wir mit diesen Vorfahren in eine Verbindung treten. Persönliche Geschichte und Traditionen bleiben so lebendig.
Wenn wir mit offenen Augen durch den Kirchenraum gehen, können wir immer wieder solche scheinbar unscheinbaren Objekte entdecken. Es liegt an uns, sie mit Bedeutung zu füllen.