Vor fünf Jahren, am 20. Oktober, starb die belgisch-französische Ordensfrau Emmanuelle. Sie wurde nicht nur den Müllsammler/innenn von Kairo zur Mutter, sondern auch der koptischen Nonne Sara.
Ausgabe: 2013/42, Emmanuelle Cinquin
15.10.2013 - Hans Baumgartner
„Zu Beginn wohnten wir in einem ehemaligen Ziegenstall. Jeden Abend wickelte ich meine Hände und Füße in Tücher ein, um mich vor Rattenbissen zu schützen.“ So schildert die ägyptische Ordensfrau Sara den Beginn einer tiefen Freundschaft mit der französischen Nonne Emmanuelle Cinquin. Es war das Jahr 1975 und Sr. Sara, die zunächst gegen den Willen ihrer gutbürgerlichen Eltern Ordensfrau geworden war, leitete mit 29 Jahren den Konvent der „Töchter Mariens“ von Beni Suef. Durch ihren Bischof lernt sie Sr. Emmanuelle kennen, die auf der Suche nach einer ägyptischen Mitarbeiterin ist, die die Sprache der „Leute von der Straße“ versteht. Seit vier Jahren arbeitete die damals schon pensionierte Lehrerin der „Höheren-Töchter-Schulen“ in Ezbeth-El-Nakhl, einer Elendssiedlung von Müllsammler/innen vor den Toren Kairos.
Ihr Platz ist bei den Armen
Sara sagt zu und gewinnt nicht nur eine „Freundin und Mutter“, sie findet ihren Platz bei den Armen und damit die Lebensaufgabe, nach der sie sich immer gesehnt hatte. 18 Jahre arbeiten die beiden als erfolgreiches Team zusammen, bauen Sozialzentren, Schulen, Kindergärten, Ausbildungsstätten für Frauen und Krankenstationen auf. Mit Hilfe eines wachsenden Förderkreises in Europa (allein in Österreich ca. 4500 Leute) können sie ihre Arbeit auf zwei weitere Müllsiedlungen ausbauen und im Sudan ein Straßenkinderprojekt errichten. 1993 übernahm Sr. Sara die Leitung des Hilfswerkes. Ihr Buch über den gemeinsamen Weg erschien vor kurzem nun auch in deutscher Sprache (Tyrolia).