Im neuen Beichtraum im Alten Dom stehen nicht nur Priester zur Aussprache und zur Spendung des Bußsakraments zur Verfügung. Auch Psycholog/innen bieten Beratung an.
Ausgabe: 2013/51/52, Beichten, Aussprache, Jesuiten, Alter Dom
17.12.2013 - Josef Wallner
Der Jesuit P. Michael Meßner redet nicht lange um den heißen Brei: „Wenn das Sakrament der Versöhnung eine Zukunft haben soll, dann braucht es neue Räume und neue Formen.“ In vielen Pfarren hat das Bußsakrament so an Bedeutung verloren, dass selbst zu Weihnachten und Ostern kaum Leute kommen. Der Erfahrungsaustausch beim Studientag über Buße und Beichte im März 2013 war ernüchternd (siehe KIZ Nr. 11).
Versöhnung steht hoch im Kurs
Dabei haben die Menschen Sehnsucht nach einem versöhnten Leben, betont P. Meßner. Was kann man tun, damit sie die Kirche wieder als Ort sehen, wo sie mit ihren Sehnsüchten, ihrem Scheitern und ihrer Schuld hinkommen können? – Diese Frage treibt P. Meßner um. Entscheidend ist, dass bei der Beichte das Leben zur Sprache kommt, so seine Erfahrung. Damit das gelingen kann, hat er zwei Wege beschritten: Mit dem neuen Beichtraum haben die Jesuiten ein Ambiente geschaffen, in dem sich Menschen wohl fühlen und öffnen können (siehe KIZ Nr. 41). Und das Angebot der Aussprache und Beichte wird im Alten Dom – oder Ignatiuskirche – seit zwei Monaten durch psychologische Beratung ergänzt. Einmal in der Woche geht ein/e Ehe-, Familien- und Lebensberater/in in den Beichtraum.
Nicht in Schablonen denken
Das bedeutet keine Abwertung des Sakraments, sondern eine Ergänzung. „Es geht um Versöhnung. Das ist ein breites Spektrum. Ein Aspekt davon ist das Sakrament der Versöhnung, ein anderer die psychologisch-therapeutische Seite.“ Auf Diskussionen über eine mögliche Konkurrenz der Angebote lässt sich P. Meßner gar nicht ein: „Im Mittelpunkt steht die Person, die gekommen ist, und die Frage, was sie braucht und was ihr hilft.“ Er verweist auf den Linzer Moraltheologen Michael Rosenberger, der sagt: „Was im Krankenhaus üblich ist, dass Chirurg, Internist und Neurologin miteinander an der Heilung kranker Menschen arbeiten, sollte auch im Bereich der Lebenshilfe zum Normalfall werden.“ Der Psychologe hat Kompetenzen, die der Priester nicht hat, der Priester hat Kompetenzen, die der Eheberaterin nicht zur Verfügung stehen, so Rosenberger. „Wir dürfen nicht in Schablonen denken, die Glauben und Leben trennen. Wichtig ist, im Blick auf die Menschen aufeinander zu verweisen“, unterstreicht P. Meßner.
Die ersten Erfahrungen
Die ersten Erfahrungen zeigen, wie sinnvoll das Konzept ist. Ingeborg Meinecke ist eine von vier Frauen und Männern, die im Beichtraum für psychologische Beratung zur Verfügung stehen: „Die Leute, die kamen, waren richtig bei mir.“ Einer Person wurde dazu vom Priester im Rahmen der Beichte geraten, eine andere hat davon gelesen. Mit dem Beichtraum für Priester und Berater/innen haben die Jesuiten Neuland betreten. Ein und derselbe Raum wird zu unterschiedlichen Zeiten auf unterschiedliche Weise für Menschen genutzt, die Hilfe zu einem versöhnten Leben suchen. Das bedeutet einen Wechsel des Konzepts von Versöhnungshilfe, erklärt Rosenberger. P. Meßner: „Gerade weil ich das Sakrament hochschätze und ich nicht will, dass die Beichte einfach ausläuft, braucht es zusätzliche Formen der Versöhnung – wie eben psychologische Beratung.“ Die Beicht- und Beratungszeiten: www.orden-jesuiten-ignatiuskirche.dioezese-linz.at