Seit Papst Franziskus im Amt ist, ist die Kirche Amazoniens vom Rand der öffentlichen Aufmerksamkeit in die Mitte gerückt. Hier existiert Kirche auf die Art, wie sie sich jene 40 Bischöfe gegen Ende des Konzils vorgestellt haben, die sich im sogenannten „Katakombenpakt“ selbst verpflichtet haben, einfach unter den Menschen leben. In seinem Buch „Mein Leben für Amazonien“ charakterisiert Bischof Erwin Kräutler diese „franziskanische“ Kirche, die mit „mütterlicher Liebe“ ihren Kindern nicht nur durch Briefe und Erklärungen begegnet, sondern die zärlich ist mit ihnen in „fühlbarer Gegenwart“. Die Lebensgeschichte Erwin Kräutlers für sich ist schon interessant, in diesem Buch begegnen einem aber auch die Charakterzüge eines neuen Erscheinungsbildes von Kirche. Sie erwartet weniger Respekt für sich, sondern begegnet selbst den Menschen respektvoll. Der Einsatz für die durch den Belo-Monte-Staudamm bedrängten indigenen Menschen ist ein Beispiel, an dem es besonders spürbar wird. Kräutler benennt auch Konsequenzen. Eine Dezentralisierung der kirchlichen Entscheidungskompetenzen ist ein Gebot der Stunde, betont er.
Erwin Kräutler. Mein Leben für Amazonien, Tyrolia Verlag, Innsbruck 2014, 232 Seiten, € 22,95.