Der Architekt Katsuhito Mitani plant seit Jahren Bauprojekte in oberösterreichischen Pfarren. Das hat ihn zum christlichen Glauben gebracht – und zu mancher Erkenntnis, die sein Leben bereichert.
Ausgabe: 2014/38, Mitani, Buddhismus
16.09.2014 - Christine Grüll
Als die Seelsorgestelle Treffling vor bald 20 Jahren geweiht wurde, war auch Katsuhito Mitani unter den Mitfeiernden. Monatelang hatte der Architekt mit Pfarrmitgliedern den Bau intensiv geplant. Inmitten der Feier fühlte er sich plötzlich einsam. „Das wird mir nicht mehr passieren“, sagt der gebürtige Japaner, als er im Gespräch an das Gefühl zurückdenkt. Denn seit diesem Erlebnis hat er sich mit dem christlichen Glauben auseinandergesetzt. Das hat ihm nicht nur die christlich geprägte Architektur in Europa nähergebracht. Seitdem versteht er auch besser, welche Bedürfnisse die Menschen in einer Pfarre haben und welche Räume sie brauchen, um Gemeinschaft leben zu können. Vor fünf Jahren hat er sich taufen lassen – „als Christ bin ich also noch im Kindergartenalter“, lacht Katsuhito Mitani, der 1950 in Osaka geboren wurde. Sein christlicher Name lautet Jonas Virgil. Jonas, weil ihm der biblische Jona als Charakter gut gefallen hat. Virgil war ihm als kunstsinniger Bischof nahe.
Von Japan ins Mühlviertel
Seit 36 Jahren lebt Katsuhito Mitani in Österreich. Sein Architekturbüro ist in Wien, doch das Mühlviertel kennt er mittlerweile besser „als alle anderen Gegenden der Welt“. Ende der 1970er Jahre hat er mit dem Architekten Rupert Falkner am Linzer Neuen Rathaus in Urfahr mitgearbeitet. Bald hatte er mit der Finanzkammer der Diözese Linz zu tun. Pfarrgebäude und Kirchen in Münzkirchen, Walding, Haslach und Treffling tragen inzwischen seine Handschrift, und sie machen ihn stolz. „Du gibst so viel Kraft, und nach 20 Jahren werden die Räume immer noch benützt“, freut sich der Architekt. Bei kirchlichen Bauvorhaben versteht er sich als Medium und Dirigent. Er möchte Mitplanende und Handwerker/innen so anleiten, dass sie ihre Tätigkeit nicht nur ausführen, sondern als Berufung empfinden und sich aktiv einbringen. Mithilfe seiner Koordination gelingt es den Pfarren, zügig voranzukommen. Und am Ende, wenn der Neubau oder die Umgestaltung gelungen ist, erklingt das Zusammenspiel aller Kräfte wie gute Musik – meint der Musiker Katsuhito Mitani.
Zen-Buddhismus und Intellekt
In Japan spielte er Horn in einem Orchester. Einer seiner Musikerkollegen, ein Posaunist, ist heute katholischer Bischof in Japan. Eine schwierige Aufgabe, meint Katsuhito Mitani, denn die Amtskirche in Japan hat keine Einnahmen durch eine Kirchensteuer. Er selbst ist in einer shintoistischen Familie aufgewachsen. Der Shintoismus ist neben dem Buddhismus zwar die bedeutendste Religion in Japan, aber eher ein Brauch und keine Religion im philosophischen Sinn, so Katsuhito Mitani: „Der Zen-Buddhismus wiederum ist eine intellektuelle Art der Selbstertüchtigung, um mit den Anforderungen der Welt fertig zu werden.“ Doch aus eigener Erfahrung weiß er: Es gibt schmerzvolle Situationen im Leben, in denen es nicht mehr möglich ist, philosophisch zu denken. „Das hat meine Augen geöffnet. Gott ist die Lösung.“
Zwischen verschiedenen Welten
Katsuhito Mitani bewegt sich zwischen japanischer und österreichischer Kultur. Er hält Gastvorträge an japanischen Universitäten und demnächst einen Sushi-Kurs mit einheimischem Fisch im Mühlviertel. Ende des Jahres wird sein aktuelles Pfarrprojekt, die Kirche in Wartberg ob der Aist fertig, ein weiteres ist in Aussicht. Vieles in seinem Leben hat sich gut gefügt, sagt er. „Ich durfte immer Glück erfahren als Architekt und Planer.“
Zur Person
Katsuhito Mitani, 1950 in Osaka in Japan geboren, studierte Architektur in Kioto und lebt seit 1978 in Österreich. Zu seinen Bauprojekten gehören u. a. die Umgestaltung des Wehrgrabens in Steyr, das Pfarrheim in Münzkirchen, die Seelsorgestelle in Treffling, die Umgestaltung der Kirche in Walding, die Erweiterung des Pfarrzentrums in Haslach sowie die Umgestaltung der Kirche in Wartberg ob der Aist.