„Wie viel Elend gibt es auf der Welt, wenn Menschen dem Evangelium kein Gesicht geben“ – Bischof em. Maximilian Aichern erinnerte beim Gedenkgottesdienst für den seligen Marcel Callo an das Elend von tausenden Menschen im KZ Gusen.
Viele Organisationen luden am 19. April zum Gedenken an Marcel Callo ein. Zum Festgottesdienst kamen etwa 300 Menschen in die Pfarre Marcel Callo in Linz. An den sechs Führungen in die Stollenanlage in St. Georgen, in der Marcel Callo wie tausende andere KZ-Häftlinge zu Tode geschunden wurde, nahmen 210 Menschen teil. Auch die weiteren Angebote wie der Audio-Gedenkweg, die „Schritte des Erinnerns“, eine spirituelle Kunstführung sowie die Ausstellung „Zwangsarbeit“ im Heimathaus St. Georgen waren gut besucht.
Trinkwasser aus der Donau
Rudolf Haunschmied vom Gedenkdienstkomitee Gusen schilderte bei der Stollenführung den grausamen Alltag der Häftlinge. Sie mussten immer laufen, wurden permanent getrieben, gepeitscht. Im Lager gab es für 16.000 Häftlinge nur eine Wasserstelle, da rann nur Donauwasser. Viele erkrankten an Typhus. Wer Typhus hatte, musste im Freien bleiben, nackt. Durchschnittlich überlebte im KZ Gusen II ein Häftling vier Monate. Marcel Callo kam nach zwei Monaten ins Krankenrevier des KZ Mauthausen. Er starb am 19. März 1945.
Flugzeugwerk im Stollen
Der 24-jährige Marcel Callo wurde am 4. Oktober 1987 selig gesprochen. In der „Hölle der Hölle“ verrichteten die Gefangenen von Gusen II unter unvorstellbar unmenschlichen Bedingungen die Arbeit im unterirdischen Flugzeugwerk „B8 Bergkristall“ der Messerschmitt GmbH Regensburg. Das NS-Regime baute ab 1944 den Stollen, um die zusammenbrechende Luftfahrt-Industrie geschützt und eilig voranzutreiben. Bis zur Einstellung am 3. Mai 1945 verließen etwa 1000 zusammengebaute Flugzeugrümpfe die Stollen. Im größten Nazibau Österreichs, dem Stollensystem in St. Georgen, wurde dort, wo Marcel Callo geschunden wurde, seiner gedacht und Erinnerungen von Mithäftlingen an den glaubensstarken Callo gehört. Selbst geschwächt, teilte er noch seine Suppe mit den Mithäftlingen, die er immer wieder ermutigte. In der Marcel Callo Kirche in Linz ist ein Ausspruch Callos zu lesen: „Glücklicherweise gibt es einen Freund, der mich nicht einen einzigen Augenblick verlässt.“ – In der Ausstellung im St. Georgener Heimatmuseum wird auch Callos Verzweiflung dokumentiert: „Helft mir bitte, ich kann nicht mehr! Wie unmenschlich das alles ist! Es gibt auf der Erde keine Wildtiere, die so schlecht behandelt werden wie wir hier.“