Sissy Kamptner ist Vorsitzende der Frauenkommission und seit 1984 als Seelsorgerin in der Diözese Linz tätig. Was Frauen in der Kirche brauchen und warum das Frauendiakonat weitergedacht werden muss, erzählt die 60-jährige Theologin im Gespräch mit der KirchenZeitung.
Ausgabe: 2017/42
17.10.2017 - Elisabeth Leitner
Wozu braucht die Diözese Linz eine Frauenkommission? Sissy Kamptner: Die Hälfte der Weltbevölkerung sind Frauen, in der Kirche ist ihr Anteil noch höher. Sie sind für die Kirche unverzichtbar. Es ist wichtig, dass es für die Frauen, die in der Kirche leben und arbeiten, eine Interessensvertretung gibt und dass ihre Bedürfnisse und Erfahrungen gehört und eingebracht werden.
Was ist zurzeit Ihr größtes Anliegen? Kamptner: Das Wichtigste ist, dass sich etwas bewegt in der Frage der Gleichstellung von Frauen in der Kirche. Das Frauendiakonat ist ein Beispiel dafür.
Wir arbeiten hier an einem gemeinsamen Studientag mit den Diakonen zum Thema: „Das Amt weiter – denken“.
Werden die Frauen in der Diözese Linz genug gehört? Wer vertritt ihre Anliegen in der Bischofskonferenz?Kamptner: Ich schätze es, dass ich im Konsistorium, dem Beratungsgremium des
Bischofs, sagen kann, was ich denke – und dass dies gehört wird. Das heißt nicht, dass dies auch umgesetzt wird. In der Gleichstellung, was die Diözese Linz als Betrieb angeht, hat sich sehr viel getan: z.B. die Förderung von Frauen in Führungspositionen oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, aber in der Ämterfrage tut sich wenig. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass der für Innsbruck ernannte Bischof Hermann Glettler sich klar für das Frauendiakonat ausgesprochen hat. Ich hoffe, dass sich nun auch in der Bischofskonferenz etwas bewegt.
Wenn in den Medien von Kirche die Rede ist, dann wird oft ein Bild der männlich geprägten Kirche vermittelt. Besteht hier Nachholbedarf?Kamptner: Ich bin seit 1984 als Seelsorgerin tätig. In meiner Pfarre Steyr-Christkindl, in der ich als Pfarrassistentin in leitender Funktion bin, ist eine Frau im Altarraum selbstverständlich. Es gibt aber auch Pfarren, die kaum Frauen in der Seelsorge kennen. Mit unserem Projekt „Seelsorgerinnen ins Bild bringen“ möchten wir Frauen in der Seelsorge bei ihrer täglichen Arbeit zeigen, dort, wo sie in der Diözese, in Pfarren, in Krankenhäusern und in der Jugend- und Betriebspastoral seit Jahrzehnten wirken. Und was auffällt: Die Seelsorgerinnen sind mit großer Leidenschaft dabei.
Was schätzen Sie als Frau und Seelsorgerin in der Kirche? Was ist das Schöne an Ihrem Beruf? Kamptner: Das Schöne ist, dass mein Beruf Berufung ist. Dass ich das arbeiten darf, was mich im Innersten erfüllt: den Menschen die Botschaft Jesu nahebringen, Menschen begleiten von der Geburt bis zum Tod. Dass ich bei Begräbnissen den Tod hereinnehmen darf in mein Leben, den Tod, der mich genauso erwartet. Ich darf dort sein, wo das Leben intensiv ist, wo es um Wesentliches im Leben geht und man nicht durch Nebenschauplätze abgelenkt ist. Ich finde es erstaunlich, dass mich mein Religionslehrer in den 1970er Jahren zum Theologiestudium ermuntert hat. Ich habe das damals – auch gegen den Widerstand meiner Eltern – gemacht. Als Pfarrassistentin habe ich viel Gestaltungsmöglichkeiten, das schätze ich. «
Frauenkommission der Diözese Linz
Die Frauenkommission wurde 1997 von Bischof Maximilian Aichern gegründet: zur Beratung des Bischofs in Frauenfragen und als Interessensvertretung für Frauen, die in der Kirche leben und arbeiten. 20 Frauen sind Mitglieder der Kommission, sie sind Vertreterinnen verschiedener Berufsgruppen in der Kirche, der Orden und der kfb. Die Kommission war Initiatorin des Gleichstellungsprozesses in der Diözese Linz im Jahr 2000. Wichtige Maßnahmen wie Frauen in Führungspositionen, Vereinbarkeit von Beruf und Familie und ein Leitfaden für geschlechtergerechte Sprache tragen die Handschrift der Frauenkommission.
Infos zur Frauenkommission und zum aktuellen Projekt „Frauen ins Bild bringen“: www.dioezese-linz.at/frauenkommission