Die bekannte Kinderbuch-Autorin Käthe Recheis unterstützt seit fast 40 Jahren Indianer in Nordamerika und Bolivien. „Zu meinem eigenen Glück“, wie sie sagt.
Käthe Recheis mag Wölfe. Als sie an ihrem Buch „Wolfsaga“ schrieb, waren die Wölfe ständig um sie. Keine lebendigen, sondern die Tiere, die sie für ihr Buch erfunden hatte. Sie verschwanden erst, als sie das Manuskript dem Verlag übergab. Geblieben ist Käthe Recheis der indianische Name „Molse-Mawa“, Beschützerin des Wolfes. So nannte sie ein indianischer Schriftsteller. Denn Käthe Recheis schrieb über Wölfe, als sie in Europa noch als Bestien galten. Und sie schrieb über Indianer, als diese in Amerika noch als minderwertig eingestuft wurden.
Ein Verein für Indianer
„Indianerkinder galten als nicht bildungsfähig, wurden ihren Eltern weggenommen und sogar in den Selbstmord getrieben“, erzählt Käthe Recheis bei einem Besuch in ihrem Haus in Hörsching. Im Jahr 1977 gründete sie den Verein zur Unterstützung von Indianerschulen, gemeinsam mit ihrem vor Kurzem verstorbenen Bruder Romed Recheis. Seit 37 Jahren sammelt sie mit Helfer/innen Geld- und Sachspenden. Sie gehen u.a. an die Sinte Gleska Universität vom Stamm der Sioux. Sie haben die Bildung ihrer Kinder selbst in die Hand genommen.
Vom Schneeball zur Lawine
Kennengelernt hat Käthe Recheis die Länder Nordamerikas im Jahr 1960. Sie reiste zum Weltkongress des ICMC, des Internationalen Katholischen Migrations-Kommitees, dessen Büro in Österreich sie leitete. „Damals ging es uns schlecht in Österreich und viele Menschen wanderten aus in der Hoffnung auf bessere Verhältnisse“, stellt sie fest und meint: „Man sollte sich an die eigene Vergangenheit erinnern, bevor man Menschen aus anderen Ländern als Problem betrachtet.“ Kurz nach der Reise begann sie ihr neues Leben als freie Schriftstellerin. Trotz ihres geringen Einkommens schickte sie 20 Dollar an eine Reservats-Schule. „Das war der Beginn, wie ein Schneeball, der vom Berg rollt und immer größer wird.“
Für ein menschenwürdiges Leben
1983 rief Käthe Recheis' Schulfreundin Irmgard Prestel um Hilfe. Berührt von der großen Not der Chiquito-Indianer und der behinderten Kinder in Bolivien hatte sie das Behindertenzentrum „Fassiv“ gegründet. Seitdem fließt ein Großteil der Spenden vom Hörschinger Verein nach San Ignacio de Velasco. Käthe Recheis kennt die Geschichten vieler verwahrloster Kinder, die ein neues, menschenwürdiges Leben beginnen konnten. Wie das Mädchen, dessen Gliedmaßen gelähmt waren. Es wurde im Behindertenzentrum betreut und ist heute Handarbeitslehrerin. „Irmgard hat immer der ganzen Familie geholfen. Eltern schämen sich nicht mehr für ihre Kinder. Sie sind stolz auf sie.“
Helfen und glücklich sein
Über 60 Bücher hat Käthe Recheis veröffentlicht. Gemeinsam mit befreundeten Autorinnen hat sie der Kinder- und Jugendliteratur in den letzten Jahrzehnten zu Ansehen verholfen. „Alle, die für Kinder schreiben, sind kleine Weltverbesserer“, meint Käthe Recheis. Ein neues Buch erscheint in diesem Jahr. Vielleicht ist es das letzte. Denn richtig Lust am Schreiben verspürt sie im 87. Lebensjahr nicht mehr. Sowohl für ihr literarisches Werk und als auch für ihr soziales Engagement wurde sie vielfach ausgezeichnet. „Ich mache das ganz egoistisch für mein eigenes Glück“, sagt Käthe Recheis lächelnd. „Das Selbstwertgefühl wird verstärkt, wenn man für andere eine Bedeutung hat.“
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