Der Kopfinger Pfarrer Anton Matzinger hat eine beachtenswerte Wende vollzogen: So lautstark er sich als Propagandist der Nazis im März 1938 für den „Anschluss“ einsetzte, so kompromisslos war er später ein Gegner des Regimes. Dem Tod durch Erschießen entging er nur durch Zufall.
Ausgabe: 2016/40
04.10.2016 - Josef Wallner
Er war ein hervorragender Organist, gründete die Taiskirchner Liedertafel, war Mitglied der Feuerwehr Lohnsburg, wurde als Bauer wegen seines Fachwissens sehr geschätzt und galt als geschickter Rosshändler – Anton Matzinger war eine Persönlichkeit mit vielfältigsten Begabungen und ein Priester, den die Leute schätzten. Matzinger wurde als Sohn eines Kleinhäuslers 1889 in der Pfarre Grieskirchen geboren. Nach Schule und Studium empfing er 1913 die Priesterweihe und kam in mehrere Pfarren als Kooperator, ehe er 1925 in Taiskirchen Pfarrer wurde. 1937 wechselte er in die Pfarre Kopfing. Zu dieser Zeit war Matzinger bereits Sympathisant der Nationalsozialisten. Nach dem Anschluss warb er dann öffentlich für ein „Ja“ bei der Volksabstimmung im April 1938. In mehreren Nachbarorten von Kopfing trat er als Wahlredner auf. „Eindringlich mahnte er alle, dem Führer, der wie ein Rettungsengel in unser Land gekommen ist, dankbar und treu ergeben zu sein“, berichtete die Rieder Volkszeitung.
Der Sinneswandel
Was Pfarrer Matzinger die Augen geöffnet hat, weiß man nicht, aber er machte aus seinem Sinneswandel kein Geheimnis. Im Februar 1941 wurde er verhaftet. Als Grund für die Festnahme heißt es unter anderem: „Dass er sein Pfarramt zu Äußerungen staatsfeindlicher Art missbraucht und erhebliche Unruhe in die Bevölkerung trägt.“ Im Juli 1941 kam er zwar frei, wurde aber in der Folge argwöhnisch beobachtet, im Jänner 1945 ein zweites Mal verhaftet und in Linz zum Tod verurteilt. Dem Staatsanwalt am Landesgericht Linz Ludwig Stronski, einem Studienkollegen Matzingers, gelang es, die Vollstreckung des Urteils bis zur Befreiung durch die US-amerikanischen Truppen am 5. Mai 1945 zu verschleppen. Der Hunger und die täglichen Bombenangriffe auf Linz, die die Häftlinge eingesperrt in der Zelle miterleben mussten, hinterließen ihre Spuren. Matzinger war noch bis 1955 Pfarrer von Kopfing, hatte aber infolge der Haft mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und musste sich öfters von Aushilfspriestern vertreten lassen. 1961 verstarb er, betreut von der Familie seiner Nichte, in Michaelnbach. „Einer, der die Realität wahrgenommen und seine Einstellung geändert hat, ist ein wichtiger Zeuge“, wird Jägerstätter-Biografin Erna Putz in der Broschüre zitiert, die der Kopfinger Historiker Konsulent Hans Klaffenböck über Pfarrer Matzinger verfasst hat.
Einladung
Requiem in Kopfing
Dank des Engagements von Konsulent Hans Klaffenböck wird das Andenken an den Kopfinger Pfarrer Anton Matzinger nicht in Vergessenheit geraten. Dessen Grab in Michaelnbach wurde bereits aufgelassen, nun hat aber eine Gruppe um Klaffenböck mit dem Einverständnis der Diözese veranlasst, dass die sterblichen Überreste Matzingers exhumiert und im Priestergrab von Kopfing neu beigesetzt werden. Damit entspricht die Pfarre auch einem Wunsch von Pfarrer Alois Heinzl, des Nachfolgers von Matzinger. Eine Broschüre über Matzinger ist zu beziehen bei Hans Klaffenböck, Tel. 07717 / 73 82 oder Email: j.klaffenboeck@gmx.net- Bischof em. Maximilian Aichern wird am Samstag, 15. Oktober 2016, um 10 Uhr in der Pfarrkirche Kopfing ein Requiem feiern und anschließend die Beisetzung vornehmen.