Rheuma gilt als Volkskrankheit. Nicht zu Unrecht. Acht Millionen Krankenstandstage gingen laut Sozialversicherung in Österreich im Jahr 2014 auf das Konto von Rheuma. Genau genommen ist es allerdings ein Oberbegriff für etwa 400 verschiedene Krankheitsbilder, die meist die Gelenke, aber auch innere Organe betreffen.
Ausgabe: 2017/41
10.10.2017 - Brigitta Hasch
Der Begriff „Rheuma“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „der Fluss und das Fließen“. Die Medizin unterscheidet folgende Formen: - Entzündliche Gelenkserkrankungen: Dazu zählen alle Formen von Arthritis sowie Morbus Bechterew. - Degenerative rheumatische Erkrankungen: Alle Arten von Arthrose sind Abnützungserscheinungen der Gelenke. - Kollagenosen sind entzündliche Bindegewebserkrankungen. - Weichteilrheuma geht mit Schmerzen an den Sehnen, Muskeln, Bändern, Schleimbeuteln etc. einher. Stoffwechselerkrankungen: Auch Gicht ist eine Form von Rheuma.
Schmerzende Gelenke
Rheumatoide Arthritis und Arthrose treten besonders häufig auf. Sie hemmen den Bewegungsapparat. Knie und Hüften können steif werden und Schmerzen verursachen, oft findet man diese Krankheitsbilder bei den Fingergelenken. „Die Steifigkeit hat viel mit der gesamten Anspannung des Körpers zu tun. Wer unter Stress steht, spannt – unbewusst – seine Muskeln an, die Gelenke stehen dauernd unter Druck und beginnen weh zu tun. Das Zentrum dieser Verspannungen sitzt meist in der Wirbelsäule. Daher kann man die Symptome von dort aus sehr gut beeinflussen“, erklärt die Ergotherapeutin Sonja Petershofer, „schmerzende, steife Gelenke sind unbedingt ernst zu nehmen, sie sind ein Warnsignal des Körpers“, ist sie überzeugt.
Frühe Diagnose
Wer über ein paar Wochen hinweg eine morgendliche Steifigkeit verspürt, Schmerzen bei Bewegungen hat und an den Gelenken Schwellungen oder Verknöcherungen bemerkt, sollte rasch zum Arzt gehen. Für einige Menschen ist die Diagnose „rheumatische Erkrankung“ dann ein richtiger Schock. Sie verbinden damit starke Einschränkungen im Alltag, Schmerzen und auch optische Entstellungen. Doch je früher man mit Therapien beginnt, desto besser sind die Erfolgsaussichten. Im Akutstadium sind vorerst durchaus Schmerzmittel und Entzündungshemmer angebracht. Das Allerwichtigste ist jedoch, die Beweglichkeit so weit als möglich zu erhalten oder wieder zu erlangen. Denn dadurch bildet sich in der Gelenkskapsel wieder genug von jener Flüssigkeit, die der Knorpel dringend braucht.
Locker lassen
Jetzt heißt es „loslassen“. Wenn ein festes Zugreifen aufgrund der Schmerzen ohnehin nicht mehr möglich ist, sollte man die Chance wahrnehmen. „Natürlich bedeutet das auch Einschränkungen. Aber man kann lernen, sich leicht und ohne Kraftanstrengung zu bewegen. Man muss nicht alles fest im Griff haben, darf locker lassen.“ Sonja Petershofer weiß aus Erfahrung, dass sich Frauen damit besonders schwertun, weil sie sich für alles verantwortlich fühlen. Aber auch sie dürfen lernen, weder dem Druck von außen noch den eigenen hohen Anforderungen nachzugeben.
Veränderungen positiv sehen
Auch wenn es schwerfällt, muss man mit der Situation nicht hadern, sondern eventuelle Einschränkungen annehmen und das Beste daraus machen. „Sonst baut man sich erneut Druck auf. Der Wert und das Selbstwertgefühl eines Menschen hängen ja nicht davon ab, wie viel er leistet!“ Also darf man sich seine Kraft ruhig einteilen, Hilfe annehmen und bei Bedarf genügend Pausen einlegen. «
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