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Das Zitat des großen Heiligen des Zisterzienserordens, Bernhard von Clairvaux, klingt wie zugeschnitten auf den Corona-Sommer 2020. Wie aber geht das, Gott bis zu sich selbst entgegengehen? Ist das ein Aufruf, in die Einsiedelei oder in den Wald zu verschwinden, bis man sich selbst gefunden hat? Nur: Wer kein Einsiedler oder keine Einsiedlerin ist, wird sich nicht finden in der Einsiedelei. Die Wege zu sich selbst sind so verschieden wie die Menschen. Bernhard war gleichzeitig asketischer Mystiker und sozialkritischer Manager. Mit 25 erhielt er den Auftrag, eine Abtei zu gründen, von der aus 67 weitere Klöster gegründet wurden. Dass Bernhard ein mitreißender Kreuzzugprediger war, zeigt einmal mehr, dass auch große Persönlichkeiten Kinder ihrer Zeit sind. Viel wurde heuer über den Sturz von Statuen diskutiert. Sind Statuen sinnvoll, obwohl alle Held/innen ihre blinden Flecken und dunklen Seiten haben? Jedenfalls sollte man sie nicht auf Sockel stellen. Man lernt mehr, wenn man ihnen ins Aug schaut, nicht nur auf die Zehennägel.
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