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Möglichst viel. Und noch mehr! An einem Buffet kann man es gelegentlich beobachten, wie Teller vollgeladen werden – und am Ende die Hälfte stehenbleibt - aus Sorge, man könnte zu kurz kommen.
Die Angst vor dem Zuwenig scheint ungleich größer in die Menschenseele eingebrannt zu sein als die Sorge um das Zuviel. Je größer, je schneller, je mehr – desto besser. Diese Formel hat sich tief in die Menschenseele eingenistet. Das Glück liegt im Vielen – so die Vermutung. Aber man kann sich darin so leicht verirren und verstricken. Wenn die Lust am Vielen zur Sucht wird, verdirbt sie einem erst recht die Freude.
Es gibt Dinge, sie sich im Langsamen und im Wenigen viel besser erschließen. Die Schönheit einer Blüte zum Beispiel. Im „Blumenmeer“ kommt sie in der Gesamtheit zwar eindrucksvoll zur Geltung. In ihrer ganzen Schönheit erschließt sie sich jedoch erst aus der Nähe – einzeln betrachtet. Hundert Blumen sind nicht viel schöner als eine einzige.
Man hat es doch immer wieder selbst erfahren: Die Freude an den Dingen wächst kaum mit deren Zahl. Im Gegenteil. Da werden Sachen zur Massenware – und schließlich zur Belastung, um die man sich über Gebühr zu kümmern hat.
Die Armut auf der Welt, der Hunger auch, ist eine bleibende Geißel der Menschheit. Doch auch auf der anderen Seite, im Überfluss, liegt ein großer Mangel. Da geht die Wertschätzung des Kleinen und Wenigen verloren – und die Freude daran. Er wird zur Last. Man muss sich den Dingen nähern, sonst verliert man sie.
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