KOMMENTAR_
Man stelle sich einen Menschen vor, bei dem immer alles so ausgegangen ist, wie er es sich erhofft hat.
In der Schule hat er alle Hürden bravourös gemeistert, mit Vorzug maturiert, studiert, und dann den Job bekommen, den er sich erträumt hat. Die Karriere verlief gerade, erfolgreich und stetig bergauf. Er fand eine Frau, mit der er dann Kinder hatte, und auch diese sind wohlgeraten. Jede Krankheit – ernsthaft ist er ja eigentlich nie krank gewesen – ist gut ausgegangen. Die Wünsche seines Lebens haben sich erfüllt.
Bittere Erfahrungen sind ihm erspart geblieben. Eines Tages – er hat es wohl gar nicht bemerkt – ist er friedlich in seinem Bett entschlafen. Wäre dieser Mensch ein glücklicher Mensch gewesen? Vielleicht. Vielleicht nicht.
Aber so spielt es im Leben nicht. Es gewinnt nicht immer die Mannschaft, deren Fan man ist, es geht nicht jede Krankheit gut aus und im Zusammenleben mit anderen Menschen geht es gelegentlich recht nervenaufreibend zu. Schrammen, Demütigungen und Niederlagen begleiten das Leben.
Ob nicht sogar jene Menschen die glücklicheren sind, die sich nicht nur in der Erfolgsspur des Lebens zurechtfinden, sondern auch auf den holprigen Wegen? Das Leben ist nicht nur dann gut, wenn es „erfolgreich“ verläuft. Insbesondere die schönsten Erfahrungen des Lebens sind mit Anstrengung verbunden und von Sorgen begleitet.
Ob jemand gut lebt und ob einem nur Gutes widerfahren ist, das ist viel weniger die Frage, als vielmehr, was durch ihn an Gutem geschehen ist.
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