BRIEF_KASTEN
Die Leute wollen heute – hörte ich jemanden klagen – die Kirche, wenn überhaupt, nur noch als „Kirche light“. Eine „leichte“ Kirche also für die schöne Untermalung des Lebens, die einem aber ansonsten nichts Schweres abverlangt. Der Betreffende brachte seine Klage seufzend vor.
Warum eigentlich verbinden Menschen Kirche eher mit den Begriffen „ernst“ und „schwer“ als mit „heiter“ und „leicht“? Warum kommt Kirche vielen erst in den Sinn, wenn es mühsam wird, fast wie eine Bestrafung nach „leichtfertigen“ Jahren? Bei Krankheit. Bei Katastrophen. Wenn jemand stirbt. Als Last. Mehr bei den Nöten und Leiden also als bei der Freude des Lebens angesiedelt.
Da müsste der Apostel Paulus sich schon schwer geirrt haben, wenn er die christliche Botschaft immer wieder als „Evangelium“, als „gute Botschaft“, bezeichnet. Und auch die Evangelisten selbst haben sich als Verkünder der Frohbotschaft verstanden. Sie will das Leben aufrichten und nicht niederdrücken oder bedrängen. Eine Erleichterung des Lebens wollten sie bringen, nicht eine zusätzliche Hürde.
Vielleicht müsste man Kirche mutiger mit dem Leichten und Schönen des Lebens in Verbindung bringen. „Denke an den Schöpfer in deinen frühen Jahren, ehe die Tage der Krankheit kommen“, rät schon Kohelet im Alten Testament. Gott ist nicht nur in den schweren Jahren da. Er ist der Schöpfer. Vielleicht hilft es, dass man in dankbarer Gelassenheit in jedem Ernst auch eine Spur von Heiterkeit und in jeder Heiterkeit auch den Ernst des Lebens zu ahnen vermag.
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