KOMMENTAR_
In Oberösterreich werden am Sonntag Landtag, Gemeinderat und Bürgermeister gewählt, in Graz der Gemeinderat. In Deutschland sind Bundestagswahlen. In der Schweiz entscheiden die Bürger/innen unter anderem über die Einführung der Ehe für alle, also auch für gleichgeschlechtliche Paare (laut einer Umfrage werden 59 Prozent der Katholik/innen dafür stimmen).
Beim Wählen und Abstimmen fallen Bürgerrecht und Bürgerpflicht zusammen. Entscheiden bedeutet, Verantwortung wahrzunehmen. Dass es bei uns keine gesetzliche Wahlpflicht mehr gibt, ist ein problematisches Signal. Sie hat daran erinnert, dass es in der Demokratie eine moralische Verantwortung für das Gemeinwesen gibt.
Im Kontrast dazu steht der synodale Prozess der Weltkirche: Der Papst spricht von einem „Weg des gegenseitigen Zuhörens“. Ein „Diözesanparlament“ sei nicht das Ziel. Über Entscheidungen und wer dabei abstimmen darf, hört man nichts. Jedoch ist klar, dass in Mitteleuropa Kirchenreformen zur Genüge diskutiert wurden und Entscheidungen erwartet werden. Auf das Zuhören mussten sich Laien ohnehin lange beschränken. Mittlerweile hatten auch Bischöfe genug Gelegenheit dazu. Die Frage lautet also: Warum sollten sich demokratisch emanzipierte Kirchenmitglieder an diesem synodalen Prozess beteiligen, wenn nur vom Zuhören, nicht vom Mitentscheiden die Rede ist?
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