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Jedem Rind wird seit 28. Oktober 1995 eine Lebendohrmarkennummer mit einer Zange in das Ohr geklippt – mit einer Nummer darauf, die das Tier eindeutig identifizieren soll. Schafe, Ziegen und Schweine müssen sich die Prozedur ebenfalls gefallen lassen. Ist ein Tier geschlachtet, kennzeichnen Etiketten die daraus gefertigten Lebensmittel. Die Vorschriften sollen Sicherheit bringen und Verlässlichkeit.
Doch der Hang zur Vorsicht hat eine Schattenseite. Immer drückender wird der Wulst an Vorschriften, mit denen Menschen zurechtkommen müssen. Jüngstes Beispiel: die Datenschutz-Grundverordnung, unter der viele Unternehmer stöhnen. So viel Aufwand, nur um Missbrauch zu verhindern.
Der Mensch gerät unter die Räder seines Sicherheitsbedürfnisses. Was sich nicht eindeutig registrieren, in Listen und Datenbanken erfassen lässt, was nicht den geltenden Normen entspricht, bleibt unberücksichtigt. Der Mensch, das verwaltete Wesen. Es sind unsichtbare Ohrmarken, mit denen Menschen durch das Leben schreiten.
Was man von leitenden Personen erwartet – von der Schuldirektorin bis zum Spitalsarzt – ist, dass sie ihre Bereiche perfekt verwalten und dokumentieren. Ihr Handwerk selbst gerät in den Hintergrund. Da wird dann die Kuchenform wichtiger als der Kuchen selbst. Was dabei verloren geht: die Lust an der Arbeit. Die Freude am Leben.
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