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Wie oft in der Politik treffen zwei Interessen zusammen: O‘Donovan steht Biden einerseits nahe: Als Bidens Sohn Beau 2015 starb, leitete der Priester das Begräbnis und brach selbst in Tränen aus. Andererseits muss Biden bei konservativen US-Katholiken beweisen, dass er „katholisch“ ist. Denn dort wird das wegen seiner Haltung zum Schwangerschaftsabbruch und der gleichgeschlechtlichen Ehe angezweifelt. Ein Priester bei der Amtseinführung ist da eine Chance.
Nur wird O‘Donovan die Konservativen nicht umstimmen: Der 86-jährige ist dafür zu liberal. Als Student entschied sich der US-Amerikaner in Frankreich, Jesuit zu werden. Nach der Priesterweihe 1966 studierte er in Münster bei Karl Rahner und war mit sehr guten Deutschkenntnissen dort als Seelsorger tätig. Seine Karriere als Theologe führte ihn an die Spitze der jesuitischen Georgetown University in Washington. Unter seiner Leitung setzte man auf freie Meinungsäußerung am Campus, was auch bedeutete, dass Erotik-Verleger Larry Flynt dort sprechen durfte. Weitere von konservativen Kräften kritisierte Vorgänge führten zu Konflikten, in einem Fall sogar zu einer Klage beim Vatikan. Für die Universität war O‘Donovans Wirken dennoch von großem Nutzen, zum Beispiel durch die Besserung bei den Finanzen. Im Übrigen brachte sich der umtriebige O‘Donovan auch in der Walt Disney Company ein.
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