KOMMENTAR_
Eines meiner vielen Erlebnisse aus fast 39 Jahren bei der KirchenZeitung: Eine ganze Woche waren wir während einer ökumenischen Reise unterwegs gewesen. Am letzten Tag stellte sich heraus: Die Sitznachbarin auf dem Platz hinter mir – wir hatten uns durchaus gut unterhalten – war eine Verwandte. Ich erfreue mich einer sehr großen Verwandtschaft und habe, zugegeben, den Überblick über dieselbe längst verloren.
Irgendwie muss ich bei einer Begegnung immer damit rechnen:
Wir könnten verwandt sein – und sind es in einem gewissen Sinne ja auch, denn mit den Leserinnen und Lesern der KirchenZeitung, also mit Ihnen, weiß ich mich ganz speziell verwandt. Es muss ja nicht „Blutsverwandtschaft“ – (welch Wort!) – sein. Ebenso sind es die Anliegen, die Menschen zu Verwandten machen. Es ist der Geist, der uns zu Nahestehenden macht. Nicht umsonst verstehen sich Christinnen und Christen als Schwestern und Brüder.
Fast mein ganzes Berufsleben habe ich im schönsten mir vorstellbaren Beruf arbeiten dürfen. Am Ende dieser Tätigkeit danke ich Gott und meiner näheren wie entfernten Verwandtschaft für alle Begleitung. Wenn Ihr Leben durch die KirchenZeitung in manchem ein wenig zuversichtlicher, aber auch wacher geworden ist, wäre ich sehr zufrieden. Sie sind das „Für“ meiner Arbeit. Ich danke meinen „besonderen“ Verwandten, den einstigen und jetzigen Kolleginnen und Kollegen, den Bischöfen, dem Herausgeber, den vielen, die in besonderen Aufgaben im Sinne der Kirche in Oberösterreich arbeiten, und allen, für die hier kein Platz für eine Erwähnung bleibt (dieses Problem bin ich jetzt auch los). Ich scheide in einem spannenden Moment der oberösterreichischen Kirchengeschichte, denn es geht um die Neuorientierung auf dem Zukunftsweg. Gespannt bin ich, was ich darüber in der KirchenZeitung lesen werde. Und: Heinz, alles Gute!
Matthäus Fellinger
Was erwarten Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, von Ihrer KirchenZeitung? Diese Frage ist ab sofort meine Hauptbeschäftigung. Ich lade Sie ein, mir Ihre Vorstellungen mitzuteilen (Mail: heinz.niederleitner@kirchenzeitung.at). Ich gehe freilich davon aus, dass mich vielfältige und unterschiedliche Ideen erreichen. In Goethes „Faust“ hat der Theaterdirektor in dieser Situation einen einfachen Plan: „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen; / Und jeder geht zufrieden aus dem Haus.“ Der Dichter protestiert: „Ihr fühlet nicht, wie schlecht ein solches Handwerk sei!“ Ja, es kann ein schmaler Grat sein zwischen spannender Vielfalt und konturloser Beliebigkeit. Das andere Extrem, der Einheitsbrei, ist fad und wird der Kirche nicht gerecht.
Woran orientieren wir uns also? Die Entwicklung der KirchenZeitung in ihren bald 75 Jahren hält Grundlinien bereit, denen wir so wie unter meinem geschätzten Vorgänger Matthäus Fellinger folgen wollen: Es geht um die Darstellung kirchlichen und gesellschaftspolitischen Lebens; das Ziel, als „runder Tisch“ der Diskussion zu dienen; Glaubensvertiefung; Begleitung durch das Leben und die Welt der Kultur – und manches mehr. Wer freilich die Galerie verschiedener KirchenZeitungs-Titelblätter in unserer Redaktion betrachtet, der erkennt, dass sich die Zeitung immer wieder entwickelt hat. Auch das muss weitergehen. Am augenfälligsten ist das bei der Frage des Trägermediums: Neben der Papierausgabe bieten wir schon ein E-Paper und eine Homepage. Das werden wir ausbauen. Auch im journalistischen Bereich gilt es, neue interessante und der jeweiligen Zeit angemessene Formen zu finden, auch um den gleichbleibenden christlichen Glauben stets zum Leuchten zu bringen. Für uns in der Redaktion wird es ein spannender Weg. Ich freue mich, wenn Sie ihn mit uns gehen!
Heinz Niederleitner
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