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Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen von mir ist das Gehen. Gehen, einfach nur gehen, ob auf einem Wander- oder Pilgerweg, auf einen Berg, entlang von Bächen oder am Strand neben dem Meer. Da geht mir das Herz auf, da werde ich ganz ruhig, nehme die Landschaft, die Menschen und mich selber wahr.
Ich höre, ich schaue, ich rieche, ich staune und bin ganz bei mir. Öfters raste ich in Kirchen, Kapellen, auf Plätzen, Bänken oder Steinen im Irgendwo. Letzten Herbst wanderte ich mit einer lieben Freundin im Mühlviertel, und wir machten Rast in der kleinen Kirche St. Michael in Oberrauchenödt.
Ich trat ein, setzte mich und ließ die Stille, die gute Atmosphäre, den wunderschönen gotischen Flügelaltar, das Innere der Kirche auf mich wirken. Ich tauchte ein in Ruhe, Dankbarkeit, Frieden und Schönheit. Dann schaute ich mich im Inneren des Kirchleins um. Welche Fotografien in Schwarz-Weiß hängen da unter den Kreuzwegbildern? Schüler/innen einer Hauptschule haben die Kreuzwegstationen nachgestellt. Clara Steinmassl, die Religionslehrerin, hat den Zeichenlehrer und den Künstler Ernst Hager dafür gewonnen. Der Künstler hat die Fotografin ins Boot geholt, gemeinsam haben sie dieses Projekt entwickelt. So sind beeindruckende Bilder entstanden. Jesus trägt immer ein weißes, langes Gewand, vor dem Gesicht eine weiße Maske. Alle anderen Personen tragen normale Kleidung und keine Masken. Auch Schülerinnen durften Jesus darstellen. Ich bin begeistert. Für die Überschriften der Kreuzwegstationen wurden aktuelle Themen gesucht, die mich berührten. Ich verbrachte spannende Momente in der Kirche und bin dankbar dafür. Religion und Kunst sind ein spannendes Duo.
Eine Frage an Christine Gattringer
Was begeistert Sie an dem Kreuzweg-Projekt der Schüler/innen in der Kirche St. Michael?
Christine Gattringer: Die Aktualität! Jesus wird ans Kreuz genagelt. Wie oft wird jemand heute festgenagelt? Festgenagelt an der Lebensart, Herkunft, Hautfarbe, an Geschlecht oder Glauben. Macht, Ohnmacht, Angst, Schmerz, Abschied, Tod. Wie aktuell sind diese Themen. So verbrachte ich spannende Momente in der Kirche. Ich bewundere, wie kreativ das Thema „Kreuzweg“ in unsere Zeit gebracht wurde. Frauen und Männer, Schülerinnen und Schüler, gemeinsam, respektvoll, auf gleicher Augenhöhe, ein tolles Projekt. Das ist aktuelle Kunst in der Kirche. Gratulation an alle Beteiligten!
Reihe: Menschen und „ihre“ Kunst
Kunst, die Menschen wichtig, lieb und teuer ist, stellt die KirchenZeitung in dieser Reihe vor. Kunst, Musik und Literatur begleiten uns ein Leben lang.
Manchmal entdecken wir sie zufällig, manchmal führt uns jemand an sie heran. Sie können trösten, aufrütteln, versöhnlich stimmen. Bis zum Sommer 2019 lädt die KirchenZeitung ausgewählte Personen ein, auf Spurensuche zu gehen: Dieses Mal hat sich Christine Gattringer aus Oberneukirchen auf die Suche nach Kunst in ihrem Leben gemacht.
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