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Was ist hier passiert? Der Hörer liegt neben dem Telefon, das Telefonkabel ist um den Hals einer Frau gewickelt. Die Leinwand schneidet das Gesicht an ihrer Nasenwurzel ab, sodass die Augen der Frau nur halb zu sehen sind. Umso mehr konzentriert sich der Blick auf ihren Mund – er ist voller Entsetzen geöffnet. Maria Lassnigs Gemälde „Selbstbildnis mit Telefon“ aus dem Jahr 1973 kam bereits 1975 in die Sammlung der Neuen Galerie der Stadt Linz, der Vorgängerinstitution des Lentos. Das Bild ist eines jener Meisterwerke des Museums, die immer wieder als Visitenkarte der Stadt Linz weltweit in internationalen Museen präsentiert werden. So wird das Bild heuer anlässlich des 100. Geburtstags der Künstlerin in der großen Retrospektive im Stedelijk Museum in Amsterdam zu sehen sein. Das Lentos wiederum zeigt ab 1. Februar aus diesem Anlass eine Ausstellung mit dem Frühwerk Maria Lassnigs in Kombination mit jenem von Arnulf Rainer.
Was fasziniert mich an diesem Bild? Der Künstlerin gelingt es in vielen Bildern, insbesondere in ihren Selbstbildnissen, der ausgesetzten und prekären menschlichen Existenz eine überzeugende Form zu geben. Das Bild entstand während ihres Aufenthalts in New York, wo sie die 1970er-Jahre verbrachte. Kommunikation – das Gelingen bzw. Scheitern von Kommunikation – ist das Thema des Gemäldes. Sicher war dies für Maria Lassnig auch in ihrer Zeit in den USA ein wichtiges Anliegen, konnte sie in jener Zeit nur via Telefon mit Freunden und Angehörigen in Europa in Verbindung bleiben. Der späte Ruhm der Künstlerin ist wohlverdient und einem arbeitsamen und der Kunst gewidmeten Leben geschuldet.
Eine Frage an Hemma Schmutz, künstlerische Direktorin der Museen der Stadt Linz
Wo erleben Sie Kunst im Alltag?
Hemma Schmutz: Ich besuche sehr viele Ausstellungen moderner und zeitgenössischer Kunst in Galerien und anderen Institutionen und Ateliers von Künstlerinnen und Künstlern. Das gehört zu meiner täglichen Arbeit und ist für mich eine wichtige Informationsquelle und natürlich Inspiration für potenzielle Ausstellungen im eigenen Haus.
Reihe: Menschen und „ihre“ Kunst
Kunst, die Menschen wichtig, lieb und teuer ist, stellt die KirchenZeitung in dieser neuen Reihe vor. Kunst, Musik und Literatur begleiten uns ein Leben lang. Manchmal entdecken wir sie zufällig, manchmal führt uns jemand an sie heran. Kunst kann trösten, aufrütteln oder versöhnlich stimmen. Bis zum Sommer 2019 lädt die KirchenZeitung ausgewählte Personen ein, auf Spurensuche zu gehen: Dieses Mal hat sich Hemma Schmutz, die künstlerische Direktorin der Linzer Stadtmuseen, auf die Suche nach Kunst in ihrem Leben gemacht.
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