Lesen Sie alle Beiträge zum Schwerpunkt Brucknerjahr 2024
Mit seinem ersten Theaterstück „Kein Platz für Idioten“, das 1977 in der Tiroler Volksbühne Blaas in Innsbruck uraufgeführt wurde und in dem er selbst als Schauspieler auftrat und die Titelfigur verkörperte, erlangte Felix Mitterer als Dramatiker erste Anerkennung. Das Stück, bereits zwei Jahre vorher in einer Hörspielfassung von Radio Tirol aufgenommen und gesendet, wurde von zahlreichen Bühnen nachgespielt und Mitterer wurde, was er heute ist: einer der bekanntesten österreichischen Dramatiker und Drehbuch- und Hörspielautoren. Auch als Schauspieler und Kinderbuchautor ist Mitterer ein Begriff.
Im Februar wurde Felix Mitterer 70 Jahre alt und gab unter dem schlichten Titel „Mein Lebenslauf“ zu diesem Anlass eine umfangreiche Rückschau auf sein künstlerisches Schaffen und persönliches Leben heraus.
Die Liebe zur Literatur und der Erfolg mit dem Schreiben waren dem kleinen Felix keineswegs in die Wiege gelegt. Er wurde als 13. Kind einer Witwe geboren. Von seinem leiblichen Vater weiß er lange nichts und lernt ihn nie kennen. Unmittelbar nach der Geburt verschenkt ihn seine Mutter Adelheid an ihre beste Freundin Juliane Mitterer, die selber kinderlos ist. Arbeit, körperliche Züchtigung durch die (überforderte) Adoptivmutter, aber auch die Schönheit der Natur, friedliche Sommer auf der Alm und ein liebevoller Adoptivvater prägen das Leben des Kindes. Angespornt von einem Filmdreh im Heimatort und gefördert von einem Lehrer zieht er nach der Pflichtschule nach Innsbruck, um die Lehrerbildungsanstalt zu absolvieren. Die Schule verlässt er vor dem Abschluss. Lesen und Schreiben sind wichtiger. Bis 1977 verdient er seinen Lebensunterhalt als Angestellter beim Zoll, wo er auch sowas wie Narrenfreiheit genießt und von den Kollegen als Künstler anerkannt ist. War das Schreiben vorerst eine Flucht aus der Enge der Herkunft, führte das Nachdenken über die gesellschaftlichen Zusammenhänge bei dem jungen Mitterer schließlich zur Akzeptanz. „Das alles, dieses Aufwachen, dieses Verstehenlernen, dieses Heimkommen führte dazu, dass ich mich in meiner Literatur nicht mehr fortträumen musste in andere Welten, sondern dass ich endlich schreiben konnte und wollte über meine Welt, meine Herkunft, meine Menschen ...“ So sind die „Anderen“, die Außenseiter, die Benachteiligten, die Unsichtbaren, kurz, die kleinen Leute bis heute die Protagonisten in Mitterers literarischem Schaffen. Das verschafft ihm zur jeweiligen Zeit nicht nur Freunde, sondern ruft Kritiker auf den Plan und bringt öffentliche Auseinandersetzung. Man erinnere sich nur an die Aufregung um das Stück „Stigma“ im damals erzkatholischen Tirol.
In fünf Hauptkapiteln erzählt Mitterer in der ihm eigenen einfachen und direkten Sprache von seinem persönlichen Leben, seiner Frau, seiner Tochter, hauptsächlich jedoch von seiner Arbeit, von den zahlreichen Theater- und Filmproduktionen, von Helfern und Unterstützern, von Freunden und Nachbarn, von Aufführungsorten und Wohnorten, von der Zusammenarbeit und bleibender Freundschaft mit Regisseur/innen und Schauspieler/innen (Werner Pirchner, Hans Brenner, Ruth Drexel und die Bloeb-Brüder, um nur einige zu nennen). Einer Reihe von ihnen widmet er kurze Porträts. Er berichtet über Erfolge, klammert aber auch Fehlschläge und eigene Irrtümer nicht aus.
Insgesamt eine berührende, von Humor, Gelassenheit und großer Dankbarkeit getragene Schilderung eines reichen Schaffens und eines bewegten Lebens.
Durch das umfangreiche Namensregister, das Werkverzeichnis, die vielen Bilder und das Vorwort des Verlegers Michael Forcher ist das Buch darüber hinaus ein Nachschlagwerk österreichischer Theatergeschichte.
Felix Mitterer, Mein Lebenslauf, Innsbruck: Haymon Verlag 2018, 527 S., € 29,90.
Lesen Sie alle Beiträge zum Schwerpunkt Brucknerjahr 2024
BÜCHER_FILME_MUSIK
KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>
MEIST_GELESEN