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Warum machte der große Menschenleben-Erzähler Michael Köhlmeier einen Kater zur Hauptfigur in seinem neuen Roman? Warum wandelt er auf E.T.A. Hoffmanns Spuren, der in diesem 960-Seiten-Bilderbogen der Geistesgeschichte, von der Französischen Revolution bis ins moderne Wien, natürlich auch vorkommt? Vielleicht, weil dieser Ausflug ins Fantastische einerseits die Möglichkeit bietet, anhand von sieben Katzenleben statt einer Romanreihe einen großen Roman zu schreiben; und andererseits die Chance, die „Außenperspektive“ eines neugierigen, aber fremdelnden, weil nicht-menschlichen Beobachters auf das (Allzu-)Menschliche einzunehmen – von Liebe bis Grausamkeit. Denn Matou, der lesende und schreibende Kater, möchte kein Mensch sein, er möchte die Menschen verstehen. Im Laufe seiner sieben Leben trifft er auf historische Persönlichkeiten (Camille Desmoulins, Andy Warhol, Noam Chomsky ...) und Situationen (z. B. die Kolonialherrschaft im Kongo). Und immer geht es um die Menschen, diese eigenartigen Geschöpfe. Knapp 1.000 Seiten sind natürlich kein Buch, das man zwischen Tür und Angel liest – gerade auch weil der Text sehr dicht ist, voller Anspielungen und überbordender Erzählfreude. „Matou“ ist ein Begleiter für längere Zeit. Wer das schätzt, kann dieses Buch mögen.
Michael Köhlmeier: Matou. Roman, Hanser Verlag, 960 Seiten, € 35,–.
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