Lesen Sie alle Beiträge zum Schwerpunkt Brucknerjahr 2024
Bis 1986 lehrte sie, eine Kanadierin, an der Universität in Toronto, seither lebt sie in Jerusalem und ist dort am Ratisbonne Institut, einer Einrichtung für christlich-jüdische Studien, tätig. In dem Buch, das Sr. Maureena nun vorgelegt hat, bündelt sie ihre wissenschaftliche Arbeit von Jahrzehnten, aber mehr noch die Erfahrung, wie die Beschäftigung mit dem Judentum ihren Glauben von Grund auf verändert hat. Sie stellt in dem Buch ihren Ansatz vor, Jesus als einen, aber nicht als den einzigen Weg zu Gott zu verstehen.
Die Spannung, die ihr gesamtes Werk durchzieht, zeigt sich bereits in der Widmung: Das Buch richtet sich an diejenigen, die Jesus verehren und an jene, die in seinem Namen verfolgt wurden. Aus der Sicht Sr. Maureenas entehrt man die Bibel, wenn man sie buchstabengetreu auslegt. Sie zeigt an biblischen Figuren wie Eva, Abraham oder Tamar auf, dass das Wort Gottes nicht starr, sondern für vielfältige Deutungen offen ist, die mit gegenwärtigen Erfahrungen in Beziehung gesetzt werden können. Die Abschnitte in den ersten beiden Kapiteln, aber auch in vielen anderen über das gesamte Buch verstreute Passagen, in denen Sr. Maureena jüdische Exegese in ihre Überlegungen einbezieht, sind besonders ansprechend. In einem weiteren Kapitel deutet sie die Geschichte der Kirche als fortschreitende Geschichte des Antijudaismus, die in Auschwitz mündet. Fundament dieser Ablehnung des Judentums, so Sr. Maureena, ist die bei Paulus, aber auch in allen Evangelien grundungelegte Substitutionstheologie: das Judentum wird dabei vom Christentum ersetzt.
Bei aller Sorgfalt und Wertschätzung, die Sr. Maureena dem Wort Gottes entgegenbringt, ist das schwere Kost, da sie hart an die Grenze der traditionellen katholischen Lehre und darüber hinaus geht. Ihre Argumente lassen sich aber auch nicht einfach vom Tisch wischen und fordern Auseinandersetzung. In den ansprechenden Schlusskapiteln „Wer ist Jesus und wer ist Gott für mich?“ schreibt Sr. Maureena: „Für mich gehört Jesus allen. Er ist eins mit allen. Aber ganz besonders mit den Außenseitern.“ Sie betont, dass Jesus wahrhaft göttlich und menschlich ist und dass seine Einzigartigkeit in seinem radikalen Aufruf zur Liebe liegt: „Nur so können die Welt und der Namen Jesu erlöst werden.“
Lesen Sie alle Beiträge zum Schwerpunkt Brucknerjahr 2024
BÜCHER_FILME_MUSIK
KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>
MEIST_GELESEN